Hallo Merkur,
Zitat: “Richtig, das hatte ich inzwischen vergessen. Es ist allerdings einer der Fälle, wo bei mir doch Restzweifel bleiben..“Ja ich muss zugeben das sich T. duloticus und T. pilla. Wirklich sehr ähnlich sehen. Im Feld haben wir auch erst gedacht das es T. duloticus ist. Was aber gegen einen gemeinsamen Ursprung von T.duloticus und T. pilla spricht ist das, meines Wissens nach, T. pilla noch nie mit T.curvispinosus gefunden wurde sondern scheinbar ausschlieĂźlich mit T. longispinosus und T. ambiguus.
Zitat: „Vorsicht! Das ist mit höchster Wahrscheinlichkeit ein Artefakt, der auch bei anderen Untersuchern und anderen Arten bereits aufgetreten ist.“Die Publikationen von Kutter waren mir nicht bekannt.
Ich bin mir nicht sicher ob es sich dabei um Artefakte handelt.
Die 50 x 50 Arenen (Hypotenuse = ca 70 cm) entspricht meiner Meinung nach recht genau den durchschnittlichen Distanzen zwischen Nestern. Siehe unten:
Basierend auf meinen Kartierungsdaten ist ein Abstand von ca. 120 cm zwischen den Kolonien als zu weit zu betrachten. In Michigan haben wir 2011 in einer gemischten Population (T.ambiguus/ T.longispinosus) eine durchschnittlichen Nestdichte von 80 Kolonien auf 18 m2 (4.4 kolonien / m2) ermittelt. In NY liegt dich Dichte von T.longispinosus bei ca. 1 Kolonie/m2. Wenn man diese Fläche als Kreis betrachtet sollte der durchschnittliche Abstand (Radius) zwischen 2 Kolonien ca 50cm in NY und 0.27cm in MI betragen. Ein Abstand von 120 cm wurde einer dichte von 0.22 Kolonien/m2 entsprechen das erscheint mir sehr niedrig. Allerdings habe ich nur die Daten aus den USA im Kopf. Allerdings muss ich sagen die T.nylanderi Population in Sommerhausen hatte ähnliche hohe dichten.
Ich sehe das Argument hinter der Eingewöhnungsphase, allerdings finde ich die Abgrenzung eher problematisch da es meiner Meinung nach die Ausdehnung der „Kolonie Einflusssphäre“ (ich spreche bewusst nicht von einem Territorium in meinem Verständnis ist dieser Begriff fur Gattungen wie Oecophylla bestimmt) kĂĽnstlich einengt und nicht der Gebietsetablierung unter natĂĽrlichen Bedingungen entspricht (Konkurrenzausschluss). Aber gut im Labor muss immer ein Kompromiss gefunden werden.
Zitat: Das Ganze basiert auf der Ăśberlegung, dass im Freiland kaum zwei größere Völker so nahe beieinander siedeln, dass es zu einer Verschmelzung kommen kann. SchlieĂźlich hätten sie ĂĽber Jahre nebeneinander heranwachsen mĂĽssen, ohne sich in die Quere zu kommen.“Ich bin mir nicht sicher ob das eine richtige Annahme ist. Die Arbeiten von Franks zum Umzugsverhalten von T. albipennis zeigt deutlich das Kolonien sehr schnell und auch weit umziehen können. Es ist also möglich das groĂźe Kolonien ĂĽber Nacht sehr groĂźe Nachbarn in unmittelbarer Umgebung haben können und nicht nebeneinander wachsen mĂĽssen.
http://www.biozentrum.uni-wuerzburg.de/uploads/media/nest-size_selection_in_ants_01.pdfIch glaube das diese permanente Bewegung (Umzug) ein Charakteristikum von allen Laubstreu nistenden arten ist (verrottendes Nestmaterial) und das dies ein Grund fĂĽr das vermischen von Kolonien ist. Meine Kartierungsdaten (2009) von New York, West Virginia und Michigan zeigen sehr deutlich das die durchschnittliche Nestverwandtschaft mit zunehmender populationsdichte sehr stark abnimmt (noch nicht publiziert). Im MI lag die Verwandschaft bei ca r=0.2.
Zitat:“ Wenn, wie Sie selbst beschreiben, in einem Jahr sehr viele Jungköniginnen von P. americanus erfolgreich Kolonien grĂĽnden, dĂĽrften die jungen Völker in den folgenden 2-3 Jahren um Wirtsvölker konkurrieren und aus diesem Grund schon mal weniger Sklaven bekommen, also klein bleiben. Wenn einzelne Völker (mit „GlĂĽck“) in einer Umgebung mit vielen Wirtsvölkern entstehen, ergibt sich ein RĂĽckkopplungseffekt: Sie erbeuten viele Sklaven, wachsen stärker, dehnen ihr „Einzugsgebiet“ weiter aus, reduzieren damit aber auch die Chancen fĂĽr die Ansiedlung bzw. das Heranwachsen neuer, kleiner Völker. – Das Ganze ist von einer m. E. kaum quantifizierbaren Dynamik bestimmt.“Viele dieser „erfolgreichen“ GrĂĽndungen endeten mit keiner oder einer handvoll
Puppen. Das Überleben dieser Gründungen scheint mir sehr unwahrscheinlich. Dh liegt die tatsachliche Dichte von P.americanus sicher niedriger als nach dem Gründungsevent. Die Parasitisierungsrate in NY liegt zwischen 1 auf 10 Wirtsnestern bis zu 1 in 30. Je nach Subhabitat. Ich bin der Überzeugung dass es in NY selten oder nie zur Konkurrenz um Wirte kommt da es sich um ein sehr dynamisches System handelt (mit vielen Umzügen pro Jahr). Lokale Konkurrenz wurde sich durch eine lokale niedrigere Wirts dichte um Parasitennestern manifestieren aber ich habe solche Schwankungen nicht gefunden. Ich glaube also nicht das Konkurrenz die niedrige P.americanus Arbeiterinnen Anzahl erklären kann. Sondern freie Nistgelegenheiten sehr schnell besiedelt werden.
Zitat: „Larven ĂĽberstehen Futtermangel relativ leicht, indem sie das Wachstum einstellen und evtl. im nächsten Jahr weiter wachsen. Sie „genieĂźen“ wohl auch einen „internationalen“ Schutz als Brutstadien, die man ja bekanntlich leicht zwischen Völkern verschiedener Arten austauschen kann. Wenn Puppen irgendwie geschädigt werden (z.B. unpassende Temperatur), gehen sie ein und werden entsorgt, oder auch gefressen.“.Diese
Larven haben sich allerdings zu
Puppen weiter entwickelt (ca. 95%). Es wurden alle Brutstadien (Eier ausgeschlossen) über den gesamten Entwicklungszeitraum (täglich) gezahlt. Ich glaube dh. Das Futtermangel nicht der Grund für die Puppenmortalität darstellt. Aber gut ganz ausschließen kann man es natürlich nie.
Ja es ist schade, dass es keine allgemeinen Richtlinien gibt an die sich Forscher halten. Aber jedes Labor entwickelt seine eigenen Traditionen. Aber zu mindest der Methoden Teil sollte so gestaltet sein das die versuche wiederholbar sind (eigentlich Sinn und Zweck dieses Teils…).
Das fuhrt allerdings zu einem weitern Problem versuche werde nicht mehr wiederholt. Solche Projekte sind „Zeitverschwendung“ weil sie nicht publizierbar sind. In einer Wissenschaftskultur die nach „wirtschaftlichen“ Richtlinien organisiert ist keine Zeit fĂĽr Redundanz und zusätzliche Kontrolle. Schneller, höher weiter ist das Motto. Eine Entwicklung die mir sehr zuwider läuft. Aber wenn ich in der Wissenschaft bleiben will habe ich zu publizieren und das möglichst „gut“ in high impact journals. Es ist keine Zeit mehr zum Nachdenken wenn es zu lange dauert. globale Konkurrenz ist das Motto der Stunde.
Uff diese Antwort ist lange ausgefallen.
@Cateena es tut mir sehr leid aber ich verfalle zu schnell in den Wissenschaftsjargon. Ich ertappe mich oft dabei unnötig kompliziert zu schreiben und versuche es zu vermeiden.
MFG didinium