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von Boro » 20. September 2012, 10:06
Danke für den Link zu dieser interessanten Forschung!
Ein wenig kann ich da viell. auch beitragen, aber unter etwas anderen Umständen:
Polyergus rufescens, die Amazonenameise, ist ein permanenter Sozialparasit, also im Gegensatz etwa zu den bekannten Waldameisen, unbedingt für die Lebenzeit auf Sklaven bzw. Hilfsameisen angewiesen. Die Amazonen können eigenständig praktisch keine Nahrung aufnehmen, besitzen keinen Brutpflegeinstinkt u. beteiligen sich in keiner Weise am Nestbau. Zur Nestverteidigung treten sie jedoch an!
Nun ist aber seit einiger Zeit bekannt, dass in der Laborhaltung bzw. -aufzucht die Hilfsameisen oft frisch geschlüpfte Amazonen töten. Daraus kann man nur schließen, dass bei den Amazonen - obwohl sie im Nest mit Wirtsameisen die ganze Metamorphose vom Ei bis zur Imago durchmachen, - vergleichbar mit den Erkenntnissen im obigen Artikel - die "Andersartigkeit" erst am fertigen Isekt erkannt wird und nicht etwa im Larvenstadium. Das heißt, dass ein Rest von "Eigenduft" in der Cuticula vorhanden sein muss, denn ein visuelles Erkennen der "Andersartigkeit" kann man völlig ausschließen.
In der Natur ist das Töten frisch geschlüpfter Amazonen bisher nicht bekannt und im Kunstnest wohl auf beengte Verhältnisse etc. zurückzuführen. Dieses aggressive Verhalten ist mir auch längst aufgefallen, daher werden schon seit vielen Jahren aufgezogene Polyergusnester vor dem Schlüpfen d. Amazonen freigesetzt!
Lit.:
ZWAHLEN, H. ((2004): Erfolgreiche Koloniegründung einer Amazonenameisen-Königin im Gips Beobachtungsnest. Ameisenschutz aktuell 2/04: 50 - 52.
HELLER, G. (2004): Aggressives Verhalten von Formica-Arbeiterinnen gegen frisch geschlüpfte Arbeiterinnen von Polyergus rufescens (Latreille, 1798)(Hymenoptera: Formicidae). Myrmecologische Nachrichten 6: 13 - 17.
L.G.Boro