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Feuerameisen halten?

Allgemeine Fragen und Themen über exotische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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chris1994
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#9 AW: Feuerameisen halten?

Beitrag von chris1994 » 2. April 2013, 11:11

Hallo Zusammen

Ich möchte niemanden hier kritisieren, sondern nur meine Meinung zu dem Thema beitragen.

Angesichts der enormen Vermehrungsrate, wie wir sie im HB von donbilbo gesehen haben, kann ja schon im Voraus gesagt werden, das so eine Kolonie nicht über längere Zeit zu halten ist. Im Gegensatz zu anderen Arten wird sich für eine grosse Solenopsis sp. Kolonie auch kein Abnehmer finden. Daraus folgt also unweigerlich, dass der Halter früher oder später zum Wasserkocher greifen muss.

Genau da möchte ich nun ansetzen. Die Tatsache, dass das Schicksal der Kolonie mehr oder weniger schon von Anfang an feststeht finde ich verwerflich. Für die Freude des Halters wird so quasi die Kolonie verbraucht, konsumiert. Auch wenn sie invasiv sind, es sind immer noch Tiere. Bei all den Tieren die ich halte, habe ich mir vorher Gedanken gemacht, wie ich sie unterbringe, sollte mein Interesse erlahmen oder Zeit und Platz schwinden. Bei Feuerameisen ist das leider nicht der Fall. Durch ihre Entwicklungsgeschwindigkeit lassen sie dem Halter gar keine andere Wahl als sie irgendwann umzubringen. Oder gibt es doch eine Möglichkeit? Etwa diese Art nicht zu halten und sich für etwas anderes zu begeistern?

Die Frage die ich mir immer wieder stelle, was ist die eigentliche Faszination an diesen zwei Arten? Sie sind hoch invasiv, vermehren sich so schnell das eine Kontrolle bald nicht mehr möglich ist und sie stechen auch noch. Natürlich kann ich nachvollziehen, dass der Mensch gerne mit Risiken spielt und diese für gewisse einen besonderen Reiz haben. Oder ist es einfach der Wunsch eine Art zu halten die sonst niemand hält, der Drang sich so zu exponieren? Was es auch sein mag, finde ich ist dies auch anderst, weniger gefährlich möglich. Ein guter HB über eine "normale" Art ist allemal so viel Wert wie einer über Solenopsis.

Zum Schluss: Ich möchte bzw. kann niemanden davon abhalten sich diese Ameisen anzuschaffen, ich möchte bloss wie meine Vorredner auch sowohl auf die Gefahren wie auch auf die Alternativen hinweisen. Eine Myrmica sp. Kolonie sieht ähnlich aus, und eine grosse Kolonie ist sicher ähnlich spannend. Zudem gibt es genug Möglichkeiten sie weiter zu geben oder sie gegebenenfalls auszusetzen.


Herzliche Grüsse
Christian


Bei mir in Haltung: Lasius niger(> 1000 A.), Formica fusca (400-500 A.), Formica sanguinea (300-350 A.) Camponotus ligniperdus(35 A.), Temnothorax unifasciatus (1 A)

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rumpelstielzchen
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#10 AW: Feuerameisen halten?

Beitrag von rumpelstielzchen » 2. April 2013, 12:20

chris1994 hat geschrieben:Hallo Zusammen
Hallo Christian :)

chris1994 hat geschrieben:Ich möchte niemanden hier kritisieren, sondern nur meine Meinung zu dem Thema beitragen.


Kritisieren kannst und darfst du mich für meinen Post, meine Idee, mein Gedankenspiel Solenopsis zu halten allemal.
Ich bin prinzipiell auch der Meinung das dein Standpunkt wohl der klügere ist.

chris1994 hat geschrieben:Angesichts der enormen Vermehrungsrate, wie wir sie im HB von donbilbo gesehen haben, kann ja schon im Voraus gesagt werden, das so eine Kolonie nicht über längere Zeit zu halten ist. Im Gegensatz zu anderen Arten wird sich für eine grosse Solenopsis sp. Kolonie auch kein Abnehmer finden. Daraus folgt also unweigerlich, dass der Halter früher oder später zum Wasserkocher greifen muss
.

Früher oder später steht hier sehr rellativ im Raum da Donbilbo die Kolonie ja nahezu gemäßtet hat :D
Das Ganze von vornherrein als eine Art Erfahrungsreise zu sehen und sich über das Schicksal der Ameisen voll im Klaren zu sein ist in gewisser weise schon "unethisch".

Anderen Punktes gesehen muss man die Haltung zum Zweck Futtertiere zu erhalten hier schon miteinbeziehen. So finde ich...
Denn hunderte Tiere Schaben, Heimchen, Mehlwürmer werden einzig zum Zwecke des Ferfütterns an andere Haustiere gehalten.
Ihr Schicksal ist somit auch schon lange vorherbestimmt.

Ich dreh noch mal einen Tick extremer rauf:

Kühe, Schafe,Schweine. Ihr Schicksal wird meißt auch schon lange vor ihrer Geburt festgesetzt....

Das soll bitte nicht missverstanden werden.
Ich heiße das keinesfalls für allgemein gut.

chris1994 hat geschrieben:Genau da möchte ich nun ansetzen. Die Tatsache, dass das Schicksal der Kolonie mehr oder weniger schon von Anfang an feststeht finde ich verwerflich.


Verwerflich allemal, doch nicht verwerflicher als jemand dem Omi schnellmal 200€ für eine Blattschneiderkolonie gibt, die dann letztenendes in ein ungeeignetes Becken mit der falschen Temperatur und dem falschen Futter gekippt wird...

chris1994 hat geschrieben:Für die Freude des Halters wird so quasi die Kolonie verbraucht, konsumiert.


Das geschieht wohl leider mit geschätzten 50% der gehaltenen Ameisen.
Seit dem Hype um Ameisenhaltung sind die Ameisen meinermeinung nach zum Produkt verkommen.


chris1994 hat geschrieben:Bei Feuerameisen ist das leider nicht der Fall. Durch ihre Entwicklungsgeschwindigkeit lassen sie dem Halter gar keine andere Wahl als sie irgendwann umzubringen. Oder gibt es doch eine Möglichkeit? Etwa diese Art nicht zu halten und sich für etwas anderes zu begeistern?


Ich kann nur für mich selber sprechen.
Ich sitze fast täglich mindestens eine halbe Stunde vor der Arena und beobachte das Verhalten meiner Ameisen.
Nicht das es mir keine Ruhe lassen würde es ist eher die schiere Begeisterung,die Faszination des zusehens...
Begeisterung ist für mich kein bewusster Prozess, entweder ist sie da oder nicht :) .
Sicher hast du recht und ich könnte mich ja auch für etwas anderes begeistern... Doch im Moment sind es eben die Feuerameisen die es aus vielen Gründen geschafft haben mich in Begeisterung zu versetzen...

chris1994 hat geschrieben:Oder ist es einfach der Wunsch eine Art zu halten die sonst niemand hält, der Drang sich so zu exponieren?


Ähhmm... das mag zwar bei vielen Anfängern hier im Forum öfter mal so sein :D ^^ Das Feuerameisen nicht oder nur sehr selten gehalten werden hat doch eher mit den Bedingungen die mit der Haltung verbunden sind zutun...

Ich würde sie ehrlichgesagt nicht halten um dann gleich mit ihnen hausieren zu gehen. Ich definiere mich darüber wer ich bin :) nicht darüber was ich habe :)
Mein Wunsch wäre einfach das Verhalten dieser Ameisen mal live mitzuerleben ohne nach amerika fliegen und mich dort auf den Boden legen zu müssen :D


chris1994 hat geschrieben:Was es auch sein mag, finde ich ist dies auch anderst, weniger gefährlich möglich. Ein guter HB über eine "normale" Art ist allemal so viel Wert wie einer über Solenopsis.


Haltungsberichte über "normale" Arten gibt es nur zu hauf ;) das sie weniger wert sind hat hier niemand behauptet ;)

und,.. Gefahr geht in dem Zusammenhang nur von Unfähigkeit aus
Klar ist diese Art für einen Einsteiger nochweniger geeignet als für einen Experten in Haltung (der sich hier sicher bald zu Wort melden wird)...
Doch wäre ich keine Privatperson sondern sagenwirmal eine Uni wäre es auf einmal sicher vertretbar sich Solenopsis anzuschaffen da es aufeinmal der Wissenschaft und nichtmehr dem puren Privatvergnügen zuträgt...

chris1994 hat geschrieben:Zum Schluss: Ich möchte bzw. kann niemanden davon abhalten sich diese Ameisen anzuschaffen, ich möchte bloss wie meine Vorredner auch sowohl auf die Gefahren wie auch auf die Alternativen hinweisen.


In vielen Punkten geb ich dir vollkommen recht!
Du bringst die Argumente schon sehr gut auf den Punkt!

danke für den Post gb rumpel :)

chris1994 hat geschrieben:Herzliche Grüsse
Christian



danke für den Post gb rumpel :)

ps: Ich geh mal davon aus das man nicht gezwungenermaßen mit einer Goldwage verfolgt wird... Wer über Solenopsis postet braucht ein schnelles Pferd ^^


[font="]Der Letzte macht das Licht aus …[/font]

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Lacy
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#11

Beitrag von Lacy » 2. April 2013, 12:40

rumpelstielzchen hat geschrieben:In gewisser Weise hatter er wohl ständig den Finger am Abzug des Wasserkochers :D ...

Praktisch sollte man eine Ameisenbär Farm betreiben ;) ...


Früher wurden Ameisenpuppen (oft fälschlicherweise als Ameiseneier bezeichnet) gern an Fische verfüttert. Auch für die Aufzucht von jungen Echsen eignen sie sich gut. Wer also wirklich Feuerameisen halten will, könnte sich evtl. einen "Wachstumsplan" erstellen, also festlegen, ab welcher Koloniegröße er regelmäßig wie viele Puppen entnehmen muss, um das Wachstum der Kolonie zu bremsen. Dafür sind natürlich eine gute Nesteinsicht und Eingriffsmöglichkeiten nötig. Die entnommenen Puppen nimmt ein Aquarianer sicher gern an.

Eine Alternative wäre auch, dass man sich mit anderen, an Feuerameisen interessierten Haltern verabredet, die Gyne nach einer gewissen Zeit weiter zu geben. Ist die Kolonie zu groß, könnte man so ihr weiterwachsen stoppen und sie trotzdem, über einen längeren Zeitraum, beobachten. Der die Gyne "erbende" Halter fängt dann wieder mit z.B. 10 Tieren an.


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Antkönig
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#12

Beitrag von Antkönig » 2. April 2013, 12:49

Danke für diese ganzen Fakten die hier stehen. Kannte diese Art nicht, aber jetzt habe ich richtig Angst vor ihr!!:D
Ich finde man sollte diese Art nicht verkaufen, denn ein Halter könnte schnell die Kontrolle über das Wachstum der Kolonie verlieren so das er sie aus Angst aussetzt. Trotsdem interessanter Haltungsbericht (der Link).

@Lacy Ich bin mir ziemlich sicher das es diese Kolonie nicht wieder schafft oder nur einmal diese große Trennung verkraftet. Außerdem verhalten sich Ameisen wenn die Königin fehlt anders<-eigene Erfahrung.

Antkönig:)



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Lacy
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#13 AW: Feuerameisen halten?

Beitrag von Lacy » 2. April 2013, 12:54

Antkönig hat geschrieben:@Lacy Ich bin mir ziemlich sicher das es diese Kolonie nicht wieder schafft oder nur einmal diese große Trennung verkraftet. Außerdem verhalten sich Ameisen wenn die Königin fehlt anders<-eigene Erfahrung.

Antkönig:)


Das kann ich nicht beurteilen. Andere Halter haben hier geschrieben, dass sie einfach so weiter machen, wie bisher, zumindest so lange es Brut gibt.


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Dr.Manhattan
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#14 AW: Feuerameisen halten?

Beitrag von Dr.Manhattan » 2. April 2013, 12:59

Da die letzten beiden Beiträge (#9 und #10) doch mein Interesse weckten, mal gerade ein paar Gedanken meinerseits:
Die Frage die ich mir immer wieder stelle, was ist die eigentliche Faszination an diesen zwei Arten? Sie sind hoch invasiv, vermehren sich so schnell das eine Kontrolle bald nicht mehr möglich ist und sie stechen auch noch.
Gerade das finde ich so faszinierend. Ähnliches lässt sich ja auch bei Pheidologeton beobachten, die allerdings sehr schwer in der Haltung sind.
Ich bin generell von Volksstarken Arten fasziniert, deshalb spielte ich lange mit dem Gedanken an Atta, Pheidologeton und auch Solenopsis obwohl ich dies anfangs recht schnell wieder verwarf.
Inzwischen hielt ich bereits Atta (wobei mir hier eindeutig der Blick ins Nestinnere fehlte) sowie Pheidologeton die mir sehr gut gefielen aber mir schlussendlich zu riskant wurden/waren weswegen ich sie abgab bevor mir ein Fehler unterlaufen würde der den kleinen das leben hätte kosten können.
Ich dachte seitdem ich sie abgab noch das ein oder andere mal über Solenopsis nach, allerdings bin ich zurzeit immernoch am hadern was die Invasivität angeht und mit der Frage: Was machen, wenn ich sie nichtmehr halten kann. Überbrühen könnte ich sie vermutlich nur sehr schwer.
Wäre aber durchaus Interessant wenn man Kontakt mit verschiedenen Betrieben (Uni, Schulen, Firmen,...) hätte, für die man die Tiere sogar Sinnvoll einsetzen könnte zwecks skelettieren z.b.
Zwar würde hier nochimmer das "privatvergnügen" der Haltung absolut im Vordergrund stehen, aber es hätte eben auchnoch einen zusätzlichen "Zweck" (auch wenn es auch dafür sicherlich weniger invasive alternativen gäbe).
Wie gesagt: Ich wäge im Moment durchaus ab, ob ich die Haltung von
Solenopsis nochmal in betracht ziehe, da es die einzige Art ist (abgesehen von Atta, Pheidologeton) welche ein so rasches Wachstum aufweist und solch große Völker bildet.
Allerdings werde ich mir nochmal dringend die Fragen durch den Kopf gehen lassen:
- Wie verhindere ich zu 100% einen Ausbruch? Das mit dem Tesafilm aus dem einen Haltungsbericht war mir schon sehr suspekt.
- Kann ich garantieren, dass die Ameisen 1. genügend Platz haben 2. ich sie langfristig bei mir unterbringen kann
- Gibt es nicht weniger invasive alternativen (obwohl Solenopsis geminata schon recht hohe Temp. benötigt)


Interpunktion und Orthographie meiner Texte sind frei erfunden. Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein zufällig
und ist nicht beabsichtigt.

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Moriquendi
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#15 AW: Feuerameisen halten?

Beitrag von Moriquendi » 2. April 2013, 13:01

Lacy hat geschrieben:Der die Gyne "erbende" Halter fängt dann wieder mit z.B. 10 Tieren an.


Dein Gedanke hat insofern einen Haken, da die Gyne ihr Eierlegeverhalten an die Kolonie anpasst. Je größer die Kolonie wird, desto mehr Eier legt die Gyne und desto mehr Arbeiterinnen können sich um die steigende Zahl an Eier kümmern.

Wenn du eine Gyne, die du aus einer großen Kolonie entnimmst, zu lediglich zehn Arbeiterinnen setzt, ist das Gleichgewicht nicht vorhanden.


per aspera ad astra

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Lacy
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#16 AW: Feuerameisen halten?

Beitrag von Lacy » 2. April 2013, 13:08

Moriquendi hat geschrieben:Dein Gedanke hat insofern einen Haken, da die Gyne ihr Eierlegeverhalten an die Kolonie anpasst. Je größer die Kolonie wird, desto mehr Eier legt die Gyne und desto mehr Arbeiterinnen können sich um die steigende Zahl an Eier kümmern.

Wenn du eine Gyne, die du aus einer großen Kolonie entnimmst, zu lediglich zehn Arbeiterinnen setzt, ist das Gleichgewicht nicht vorhanden.


Ist halt die Frage, was dann passiert. Wurde es denn schon versucht? Hypothese: Legt die Gyne weiter viele Eier, stirbt vermutlich ein großer Teil von Ihnen ab, weil nicht genug Arbeiterinnen für ihre Pflege da sind. Dadurch verlangsamt sich bereits das Wachstum der 2. Kolonie. Außerdem bekommt auch die Gyne (vermutlich?) weniger Futter und Pflege, so dass sich ihr Legeverhalten wieder ändern könnte.


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