Link zur Artenbeschreibung im Ameisenforum.
Link zur Artenbeschreibung im Ameisenwiki.
Freilandbeobachtungen von Boro
Kleine Vorgeschichte:
Das es in Berlin einen Ameisenshop gibt erfuhr ich in etwa um 2006.
Durch Recherche im Internet fand ich dann das Ameisenforum.
Bis zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass man Ameisen „Artgerecht“
in der Wohnung halten kann.
2010 fing ich an regelmäßig im Ameisenforum und Ameisenwiki zu lesen.
Im Juni 2011 kaufte ich eine kleine Lasius niger Kolonie mit 20 Arbeiterinnen.
Ich war fasziniert von der Baukunst dieser Ameisen.
Im September 2011 verstarb völlig unerwartet die
Doch der „Ameisenvirus“ hat mich erwischt und nutzte den Winter um mich
tiefer in die Materie einzulesen. Die Beschäftigung mit Ameisen ist für mich weit
mehr als nur interessant und geht in den Bereich der Philosophie hinein. :-)
Warum Formica fusca?:
Es sollte eine Einheimische Art sein die auch kleine Fehler verzeiht.
Sie sollte kein Gift besitzen, da ich öfters von unangenehmen Gerüchen gelesen habe.
Die Art sollte eine relativ kleine Koloniegröße erreichen. (Der wichtigste Grund)
Tja so kam ich zu Formica fusca.
Der Kauf:
Natürlich wäre es um einiges cooler selbst eine
jedoch wäre ich nicht in der Lage gewesen eine Formica fusca
Lasius niger
Mitte März entdeckte ich die erste Ameise auf der Straße.
So fuhr ich am 19. März 2012 zu dem Berliner Ameisenshop um eine
20x30cm Arena zu kaufen. Mir wurde eine
mit 3 Arbeiterinnen angeboten. Ich nahm die mit 3 Arbeiterinnen.
Eine kräftig wirkende
Obwohl ich genau wusste welche Art ich halten möchte, war ich mir nicht Sicher ob ich es nochmals mit der Ameisenhaltung versuchen sollte.
So war es auch ein (jetzt oder nie) Spontankauf.
Das Nest:
Ich entschied mich für ein externes stehendes Nest, indem ich heute noch viele Vorteile
vereint sehe. (
Die Beobachtung mag bei einem liegenden Nest noch besser sein, da man z.B. einen
Fadenzähler direkt auf die Scheibe stellen kann. Auch ist die Nutzung der Nestkammern effektiver und das Nest kann nicht umfallen, doch vom Platzverbrauch ist ein Stehendes Nest unschlagbar. Wie auch immer habe ich eine Vorliebe für stehende Nester.
Ich baute das Nest im Winter 2011/12.
Ein Ytongstein mit den Maßen 23x19x5cm. Plexiglas. Schrauben. Metallgitter,
Heißkleber, Sand/Lehm.
Der eigentliche Nestbereich hat eine Größe von 13x14cm, wobei die meisten
Kammern mit einem Sand/Lehmgemisch aufgefüllt sind. Die Poren des Ytongsteines
wurden ebenfalls mit Lehm geschlossen, um zu verhindern, dass sich organische Kleinteile darin verfangen. Mit Metallgittern versuchte ich eine art
Lüftungssystem einzubauen. Einen Vor oder Nachteil konnte ich noch nicht feststellen. Ich dachte mir das die Ameisen ohnehin Öffnungen nach ihren Wünschen verschließen. Die Beobachtungsscheibe beklebte ich mit roter Folie und befestigte sie mit Schrauben, da ich bei einem früheren Test bemerkte, das sich Plexiglas bei Feuchtigkeit verziehen kann und sich wie in meinem Fall, samt Heißkleber vom Stein löste.
Auf die Beobachtungsscheibe klebte ich dann noch
einen „Stoffvorhang“ der zusätzliche Dunkelheit verspricht. Wenn ich mit einer Lampe
durch die rote Scheibe in das Nest leuchte nehmen die Ameisen die Veränderung wohl
war. Das kann an der Pigmentierung der Folie liegen. Allerdings ist mir aufgefallen, das
Formica fusca eine sehr gute visuelle Wahrnehmung besitzen.
Im oberen Bereich des Nestes baute ich eine art „Minniarena“ in deren Boden es
drei Nestzugänge gibt. Der „Deckel“ der „Minniarena“ besteht aus Metallgitter und einer
Sichtscheibe und wurde mit Heißkleber befestigt. (Nicht abnehmbar)
Auf beiden Seiten gibt es jeweils eine Anschlussmöglichkeit für einen 14mm Schlauch (Außendurchmesser). Links wurde das Reagenzglas Nest angeschlossen und rechts die Arena. Das untere Drittel des Steines ist unbehandelt.
Der Stein selbst steht in einer Pflanzenschale und kann auf diese weise Bewässert werden. Diese ist aber mehr als Feuchtigkeitssperre für das Holzbrett, auf dem der Stein
seht, gedacht. Da die Befeuchtung des Nestes für einen Anfänger ein Thema für
sich darstellt beschreibe ich diese unter einem neuen Absatz. :-)
Befeuchtung des Nestes:
Ein Jahr vor dem Einzug der Formica fusca Kolonie beschäftigte ich schon mich mit
Ytong und Wasser. Also seit 2011. Zur Befeuchtung gibt es im Ameisenforum keine
klaren Aussagen schlicht deshalb nicht, da diese von vielen Faktoren abhängig ist.
Faktoren wie die Größe des Steines, wie viel Frischluft kommt dazu, Temperatur,
Luftfeuchtigkeit usw. Ein weiteres Problem ist, dass bei Ytong Feuchtigkeit nicht gut sichtbar ist, und wenn sie sichtbar ist, ist das Nest meistens zu Feucht.
Spätestens dann wenn sich Kondenswasser an der Scheibe bildet, liegt was im argen. Dies kam bei mir allerdings nie vor. Mein Befeuchtungssystem war eine abgeschnittene
Petflasche in deren unteren Bereich ein Schlauch (14mm) geklebt war.
Am anderen Ende steckte ich einen passgenauen Ytongzylinder in den Schlauch der sich mit Wasser vollsog und mit dem Nest verbunden war. Dies funktionierte ganz gut und ich konnte genau verfolgen wie viel Wasser der Stein sog. Doch ist diese Methode alles andere als Wartungsfrei. Im Sommer 2012 lief mir zwei mal der Tank aus, und einmal war er verstopft. Man kann es sicherlich anders machen, doch gefällt mir diese „Spielerei“ und versuche sie weiter zu verbessern.
Ich nehme zur Bewässerung und auch in der Tränke normales Leitungswasser, so
wie es auch ein Experte hier im Forum seit Jahrzehnten macht.
Die Arena:
Die Arena ist gekauft und hat eine Größe von 20x20x30cm und 10mm Bohrungen, mit Deckel. Sie ist mit einem 40cm langen Schlauch mit dem Nest verbunden. Der Boden ist mit einer ca. 5mm Lehmschicht ausgegossen. Zur Dekoration benutzte ich Steine, Äste und sonstige kleine Dinge die ich bei meinen Spaziergängen finde. Anfangs kochte ich
die Fundstücke noch ab, sehe es aber Heute etwas entspannter. Ich habe die Arena
nie extra befeuchtet. Als Ausbruchschutz dient Parafinöl.
Die Tränke:
Ich baute mir eine Tränke selbst indem ich ein Reagenzglas aus Plastik knapp unterhalb
der Öffnung mit Löchern versah. Der Verschluss einer Fruchtsaftverpackung passte genau mit seiner „Innenkonstruktion“ auf das Reagenzglas. Den dadurch entstehenden Ring füllte ich mit Watte. Der Fruchtsaftverschluss ist auch der Standfuß.
Funktioniert wunderbar und ist zierlicher als eine Vogeltränke. Obwohl das Wasser
darin „Ewig“ reicht erneuerte ich es mindestens einmal in der Woche.
Fütterung:
Die Ameisen bekamen verschiedene arten von Honig. Sie bevorzugten einen einfachen
Waldhonig vom deutschen Imkerverband. Der Honig wurde 2x in der Woche gewechselt. Ich bot ihnen auch immer wieder Weintrauben, Äpfel und anderes Obst an. Die Ameisen zeigten aber nie Interesse, was aber bei einer Gründungskolonie verständlich ist.
Ab und zu kaufte ich kleine Mengen Mehlwürmer die ich dann mit heißem Wasser überbrühte und in kleine Stücke schnitt. Diese wurden so gut wie nie angenommen.
Fruchtfliegen war die absolute Leibspeise und ich verbrachte gefühlte Stunden in der
Küche um diese zu fangen. Manchmal in der „Hochsaison“ legte ich auch ein Stück
Zitrone aus um genug Fruchtfliegen anzulocken. Ich nahm auch immer einen kleinen
Behälter mit nach draußen um die eine oder andere erlegte Stechmücke einzusammeln.
In dieser Hinsicht hat man am Land natürlich einige Vorteile.
Zeitlicher Ablauf und Wachstum:
Ich habe ein wenig Buchgeführt (so gut ich konnte) um die Entwicklung der
Kolonie etwas besser erfassen zu können. Alle zwei Wochen machte ich ein Foto
vom Nest um eine genauere Zählung vorzunehmen, doch gibt es Ungenauigkeiten.
Ich wollte aber auch nicht meine Aufzeichnungen im Nachhinein „verschönern“.
Einmal in der Woche habe ich mir erlaubt mit einer Lampe für 30 Sekunden ins
Nest zu leuchten. Das war die Zeitspanne in der die Ameisen auf das Licht reagierten.
Einmal am Tag hob ich den „Vorhang“ für einen kurzen Kontrollblick den die Ameisen,
nach meinem Gefühl, nicht bemerkten.
Da es mir zu kompliziert war Eier,
ich, außer am Anfang, immer nur die
19.03.2012 Kauf der Kolonie (Formica fusca, 1
Da ich noch die Arena vorbereiten und diese trocknen (Boden) musste lag die Kolonie
unausgepackt 4 Tage in meinem Regal ohne Nahrung.
24.03.2012 Reagenzglasnest wurde an das Ytongnest angeschlossen.
Zwei Arbeiterinnen fingen sofort mit der Erkundung des Ytongnestes an.
Am nächsten Tag sah ich auch eine Arbeiterin in der Arena.
25.03.2012 Die ersten 3 Eier
26.03.2012 Umzug ins Ytongnest
Das habe ich wirklich nicht erwartet! Ich saß gerade beim Frühstück und konnte
live miterleben wie die Ameisen in das Ytongnest umziehen. Sie zogen in den rechten
unteren Bereich wechselten am nächsten Tag in den linken oberen Bereich.
Dort blieben sie auch den ganzen Sommer.
Die folgende Woche war eine Arbeiterin damit beschäftigt Baumaterial ins Nest zu
schleppen, und das fast ohne Pause. Zwei der drei Nesteingänge wurden verschlossen,
der dritte verengt. Die obere rechte Kammer wurde bis zur hälfte mit Baumaterial angefüllt. Sie bekommen 1-2 Fruchtfliegen am Tag. Eine Arbeiterin erledigt alle Außenarbeiten.
01.05.2012 Die ersten 2 Arbeiterinnen sind da. 5 Arbeiterinnen, 15
11.06.2012 6 Arbeiterinnen, 20
21.06.2012 8 Arbeiterinnen, 25
23.06.2012 10 Arbeiterinnen, 25
3-6 Fruchtfliegen pro Tag.
29.06.2012 12 Arbeiterinnen, 15
2 Arbeiterinnen beim Furagieren gesehen.
6-10 Fruchtfliegen pro Tag.
03.07.2012 Eine Arbeiterin im Honig ertrunken
Ich glaube es war die neue Außendienst Arbeiterin die ich da im Honig entdeckte
als ich nach Hause kam. Mano nun mach ich eh schon so kleine Tropfen!
Ich nahm sie heraus und wusch den Honig ab. Anschließend auf ein saugstarkes
Papiertuch. Die Arbeiterin bewegte sich nicht mehr. Da ich schon öfters von
wundersamen Auferstehungen tot geglaubter Ameisen gelesen habe, legte ich sie zur
Beobachtung in die Arena. Nach 10 Sekunden war die andere Außendienst Arbeiterin
da, und trug die regungslose Arbeiterin ins Nest, wo ich ihre Spur verlor.
11.07.2012 15 Arbeiterinnen 15
Manchmal kann man 2 Arbeiterinnen beim Furagieren beobachten.
20.07.2012 15 Arbeiterinnen, 20
23.07.2012 18 Arbeiterinnen, 20
25.07.2012 25 Arbeiterinnen, 20
29.07.2012 30 Arbeiterinnen, 10
05.08.2012 30 Arbeiterinnen, 5
2 Arbeiterinnen beim Furagieren ist nun Alltag.
Die
3-6 Ameisen halten sich ständig im Eingangsbereich auf.
Der Honigverbrauch ist in etwa 3x so hoch als noch vor einem Monat. Weniger Proteine.
09.08.2012 ?Arbeiterinnen, 2
12.08.2012 40 Arbeiterinnen, 0
Die rechte obere Nestkammer die von einer Arbeiterin mit Baumaterial aufgefüllt
wurde, wird nun als Mülldeponie für die leeren Puppenhüllen benutzt.
Allerdings glaube ich mich zu erinnern auf einer schematischen Zeichnung eines
Formica fusca Nestes in der Natur, ebenfalls eine Müllkammer im Eingangsbereich
gesehen zu haben. :-) Das Buch hatte einen Namen wie: Sozialverhalten der Ameisen.
Tut mir leid den Autor nicht mehr zu wissen.
14.09.2012 Keine Proteine mehr. Alle sitzen im rechten unteren Nestbereich.
Anfang August merkte ich schon dass sich die Ameisen auf den Winter vorbereiten.
Vielleicht habe ich sie zu gut gefüttert und die Kolonie hat zu schnell ihr soll erreicht.
10.10.2012 Umzug in den Keller für die
In den Sommermonaten habe ich mein Zimmerfenster fast durchgehend geöffnet.
Als es mir zu kalt wurde und ich auch keine Ameisen mehr auf der Straße sah,
dachte ich mir, es ist zeit für die Winterpause. In meinem Keller waren fast die
selben Temperaturen wie in meinem Zimmer. Ich praktiziere das jedes Jahr so
um mich selbst auf kältere Zeiten vorzubereiten.
Ich umwickelte das Nest mit einem Papierähnlichen Stoff und Platzierte einen
Kühlakku im Bereich der Beobachtungsscheibe. Ich schloss auch noch eine kleine
Arena an, mit Tränke und Honig, was wahrscheinlich völlig überflüssig war.
Die Temperaturen lagen Anfangs bei 15 Grad. Lange Zeit bei 4-7 Grad.
Es gab aber auch Tage mit bis zu -5 Grad.
Was ich anders machen würde und werde:
Eine 10mm Bohrung bei der Arena kommt mir zu klein Dimensioniert vor.
Bei einer kleinen Kolonie ist das kein Problem, doch wenn diese größer wird
empfinde ich einen 10mm Schlauch als zu eng.
Der Honig wird anstatt 2x die Woche 3x erneuert.
Weniger Füttern damit die Ameisen nicht so schnell ihr Jahresprogramm abfahren.
Da muss ich einfach noch mehr Gefühl dafür entwickeln.
So nun habe ich meinen Jahresbericht geschrieben und weiß noch nicht ob
die Kolonie den Winter gut überstanden hat. Doch davon gehe ich nun einfach mal aus.
Von der Auswinterung werde ich auf alle Fälle noch in diesem HB berichten.
Ich bedanke mich bei Euch fürs Lesen!
Wenn es Anregungen oder Kommentare gibt bitte gleich im Anschluss.
LG