User des Monats Oktober 2024   ---   Denis  ---   Danke vom TEAM Ameisenforum  

Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

Alle Themen, die in kein anderes Unterforum passen.
Krabbeltierfan
Halter
Offline
Beiträge: 568
Registriert: 28. August 2009, 16:06
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 4 Mal

#25 AW: Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

Beitrag von Krabbeltierfan » 15. August 2014, 15:11

Warum sollte ich also irgendwelche fragwürdigen Gefahren anerkennen, wenn es nicht mal der NABU und die Naturschutzbehörden tun?


An welchen Teil der Wissenschaft du glaubst und welchen du auslässt, wem du bei deiner eigenen Einschätzung vertraust etc. ist letztendlich deine persönliche Meinung. Meine kann man aus meinen anderen Posts erlesen und eine weitere Diskussion zwischen uns beiden darüber ist nicht zielführend. Für andere zudem wohl auch nervig.

Grüße
Krabbel



Benutzeravatar
Safiriel

User des Monats April 2018
Fortgeschrittener Halter
Offline
Beiträge: 3025
Registriert: 17. Mai 2014, 15:17
Auszeichnung: 1
Hat sich bedankt: 535 Mal
Danksagung erhalten: 1227 Mal

#26 AW: Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

Beitrag von Safiriel » 15. August 2014, 15:39

Ich frage mich eh, wie groß kann die Gefahr sein, wenn man bei bestimmten Personengruppen beide Augen zudrückt? Wäre die Gefahr wirklich so groß, würde man keine solche Ausnahmen machen.
Soweit ich weiß, geht es in diesem Faden nicht darum, das moralische Verhalten anderer zu analysieren, sondern darum sich mit seiner eigenen Meinung zum Thema auseinanderzusetzen.
Selbstverständlich treffen dabei auch unterschiedliche Meinungen aufeinander, aber dies ist zweitrangig.
Es sind ja fast 10 Jahre seit Erscheinen von Risiken und Gefahren zunehmenden internationalen Handels zu Privat-Haltungszwecken vergangen.

Und was ist bis jetzt großartig passiert? Wie viele Ameisenarten sind jetzt neu invasiv durch den Ameisenhandel? Wie viele Ameisenarten wurden durch todbringende Krankheitserreger dahingerafft?
Ja, um eine Betrachtung der vergangenen Ereignisse, bei der der ein oder andere jetzt vielleicht ein anderes Bild von der Situation als noch vor 10 Jahren hat, geht es hier.

@Broll: Ein wirklich gutes Beispiel. Ich kenne Teiche, bei denen ich kaum glauben kann, dass die ohne Vermehrung so bevölkert werden konnten. Der Handel musste in diesem Fall Ende der 80er reagieren, und ist auf Gelbwangenschmuckschildkröten umgestiegen. Hat natürlich das Problem nicht beseitigt. Unsere Rotwangenschmuckschildkröte (waren mal 6) stinkt auch nach fast 30 Jahren nicht. :fettgrins: Das liegt am Wasserwechsel.

Wird das aussetzen von Ameisen, auch anderen Tieren oder Pflanzen dadurch berechtigt, dass es noch "keine nachweislichen Auswirkungen auf unserere Natur gibt?
(Keine nachweislichen Auswirkungen auf unsere Natur trifft ja auch nicht mehr überall zu.)

Solange es keine nachgewiesenen Auswirkungen gibt, darf gemacht werden?
Ein hervorragender Denkansatz!

Sorgt nicht die Klimaveränderung dafür, dass die Natur die sich dadurch ergebenden Möglichkeiten für sich nutzt?

Die Klimaveränderung sorgt für eine Menge Veränderungen. Wie bei dem Rest der Flora und Fauna auch, werden sich auch die Ameisenpopulationen den neuen Umständen anpassen. Einige Spezies werden davon profitieren, andere werden verdrängt werden.
Es ist davon auszugehen, dass die Klimaerwärmung schneller von statten gehen wird, als dass eine genetische Anpassung bei Ameisen erfolgen kann. Bei anderen Tieren, mit schnellerem Generationenwechsel mag das vielleicht noch der Fall sein, bei Ameisen nicht.
Jeder einzelne von uns hat indirekt zu dieser Veränderung beigetragen.

Jeder einzelne von uns mag für sich entscheiden, ob er den Tieren selbst die Zeit geben will sich den neuen Gegebenheiten anzupassen, oder ob das Ganze nicht beschleunigt, und ausprobiert, ob dieses oder jene Tierchen nicht doch irgendwie schon hier oder da überlebt. Vielleicht mag derjenige seinen Winter ja in Sommerkleidung in Sibirien verbringen? Die Klimaerwärmung löst den Permafrost ja eh in ein paar Jahren auf. Oder doch ohne Sonnenschutz Camping im australischen Outback?

Keine Sorge: Ich habe nicht vor auf Bestrafungsexpedition zu gehen. Ich bitte aber zu bedenken, seinen Tieren nichts anzutun, was man sich selbst auch nicht antun würde. In diesem Fall unterscheide ich nicht zwischen einer Ameise und einer Rotwangenschmuckschildkröte.



Benutzeravatar
Reber
Halter
Offline
Beiträge: 530
Registriert: 23. Oktober 2013, 00:05
Hat sich bedankt: 60 Mal
Danksagung erhalten: 145 Mal

#27 AW: Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

Beitrag von Reber » 15. August 2014, 18:10

Ich möchte euch zusätzlich noch auf die rechtliche Situation in der Schweiz aufmerksam machen. Hier ist das Aussetzten von gebietsfremden Organismen verboten. Ebenso das Freisetzen von invasiven gebietsfremden Arten.

Eine Auflistung der Gesetze und Verordnungen findet man hier.

Laut der Freisetzungsverordnung gelten als gebietsfremde Organismen:
Organismen einer Art, Unterart oder tieferen taxonomischen Einheit, wenn: 1.deren natürliches Verbreitungsgebiet weder in der Schweiz noch in den übrigen EFTA- und den EU-Mitgliedstaaten (ohne Überseegebiete) liegt (...)


Als invasive gebietsfremde Organismen gelten:
gebietsfremde Organismen, von denen bekannt ist oder angenommen werden muss, dass sie sich in der Schweiz ausbreiten und eine so hohe Bestandesdichte erreichen können, dass dadurch die biologische Vielfalt und deren nachhaltige Nutzung beeinträchtigt oder Mensch, Tier oder Umwelt gefährdet werden können;


Weiter heisst es in
Art. 15 Schutz von Menschen, Tieren, Umwelt und biologischer Vielfalt vor gebietsfremden Organismen

1 Der Umgang mit gebietsfremden Organismen in der Umwelt muss so erfolgen, dass dadurch weder Menschen, Tiere und Umwelt gefährdet noch die biologische Vielfalt und deren nachhaltige Nutzung beeinträchtigt werden, insbesondere dass:
a.die Gesundheit von Menschen und Tieren nicht gefährdet werden kann, insbesondere nicht durch toxische oder allergene Stoffe;
b.die Organismen sich in der Umwelt nicht unkontrolliert verbreiten und vermehren können;
c.die Populationen geschützter Organismen, insbesondere solcher, die in den Roten Listen aufgeführt sind, oder für das betroffene Ökosystem wichtiger Organismen, insbesondere solcher, die für das Wachstum und die Vermehrung von Pflanzen wichtig sind, nicht beeinträchtigt werden;
d.keine Art von Nichtzielorganismen in ihrem Bestand gefährdet werden kann;
e.der Stoffhaushalt der Umwelt nicht schwerwiegend oder dauerhaft beeinträchtigt wird;
f.wichtige Funktionen des betroffenen Ökosystems, insbesondere die Fruchtbarkeit des Bodens, nicht schwerwiegend oder dauerhaft beeinträchtigt werden.
2 Mit invasiven gebietsfremden Organismen nach Anhang 2 darf in der Umwelt nicht direkt umgegangen werden; ausgenommen sind Massnahmen, die deren Bekämpfung dienen. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) kann im Einzelfall eine Ausnahmebewilligung für den direkten Umgang in der Umwelt erteilen, wenn die Gesuchstellerin oder der Gesuchsteller nachweist, dass sie oder er alle erforderlichen Massnahmen zur Einhaltung von Absatz 1 ergriffen hat.


Das nur zur Info, denn natürlich ist die Auseinandersetzung mit dem Thema damit nicht erledigt. Weil Gesetze ja nicht beachtet werden können, weil viele europäische Ameisen nicht unter die genannten Kategorien fallen und in anderen Ländern eben andere Gesetze gelten.



Gast
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#28 AW: Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

Beitrag von Gast » 15. August 2014, 19:05

Da ist die Schweiz ja sehr großzügig, was gebietsfremde Organismen angeht.

Immerhin muss der Organismus also nur in der Schweiz, in einem EFTA- oder in einem EU-Mitgliedsstaat liegen, damit dieser nicht mehr gebietsfremd ist. Die EU ist ja sehr groß.

Auch bei der Definition von invasivem Organismus scheint man ja doch ganz vernünftig gewesen zu sein, denn man spricht nur von solchen, wenn sich diese in der Schweiz ausbreiten können usw usw. Bei der Definition ist also Solenopsis invicta keine invasive Art im Sinne dieses Gesetzes, denn die kann sich ja in der Schweiz auf Grund der klimatischen Bedingungen nicht ausbreiten.

Also vielen Dank, dass Du dies hier geteilt hast. Manchmal ist der Gesetzgeber eben doch vernünftiger als so manche Umweltschützer. Mit einer solchen Gesetzgebung könnte ich auch in Deutschland absolut leben.



Benutzeravatar
Reber
Halter
Offline
Beiträge: 530
Registriert: 23. Oktober 2013, 00:05
Hat sich bedankt: 60 Mal
Danksagung erhalten: 145 Mal

#29 AW: Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

Beitrag von Reber » 15. August 2014, 20:29

Ich fürchte, die Grosszügikeit liegt eher an deiner Auslegung, als an der Definition des Gesetzgebers. Linepithema humile wird bereits heute von den Behörden als invasive Art in der Schweiz angesehen und bekämpft. Völlig zu recht!

Das Natur und Heimatschutzgesetz ergänzt übrigens:

Fremde Tier- und Pflanzenarten: Bewilligungspflicht
Das Ansiedeln von Tieren und Pflanzen landes- oder standortfremder Arten, Unterarten und Rassen bedarf der Bewilligung des Bundesrates.


Aber - was für ein Glück -
Gehege, Gärten und Parkanlagen sowie Betriebe der Land- und Forstwirtschaft sind ausgenommen.


Vielleicht müsste man doch mal mittels Volksinitiative...

Edit: @Barristan Sorry, ich dachte ich hätte Linepithema humile gelesen...
Wie die Einstufung für die diversen Listen bei Neozonen abläuft ist (noch) nicht öffentlich zugänglich. Bei den Neophyten ist es allerdings bekannt und dort wird das "Verhalten" der Arten in Ländern, in denen sie invasiv auftreten miteinbezogen. Solenopsis invicta dürfte allerdings sowieso gleich mehrere Punkte erfüllen - aber sie stammt eh nicht aus Europa und gilt als gebietsfremde Art.



Gast
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#30 AW: Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

Beitrag von Gast » 15. August 2014, 20:56

Schau lieber Reber, deshalb habe ich extra von Solenopsis invicta geredet ;).

Aber ich finds doch toll, immerhin dürfte ich in der Schweiz ja dann grundsätzlich auch Robben aus der Nordsee in meinem Garten ansiedeln oder?, schließlich kommen die ja aus einem EU Mitgliedsstaat und gelten somit nicht als gebietsfremd.

Und gäbe es das selbe Recht hier in D wäre es auch kein Problem die ganzen Südeuropäischen Arten hier in meinem Garten anzusiedeln. Zumindest, wenn sie aus einem EU Mitgliedsstaat stammen.

Evtl. sollte ich ja mal versuchen in die Schweiz auszuwandern, da tun sich ja ganz andere Möglichkeiten auf :punk:



Benutzeravatar
Safiriel

User des Monats April 2018
Fortgeschrittener Halter
Offline
Beiträge: 3025
Registriert: 17. Mai 2014, 15:17
Auszeichnung: 1
Hat sich bedankt: 535 Mal
Danksagung erhalten: 1227 Mal

#31 AW: Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

Beitrag von Safiriel » 15. August 2014, 21:18

Wo seht ihr beim Aussetzen den Unterschied zwischen einem Hund, Ratten (kenne tatsächlich jemanden, der seine Farbratten auf einem Bauernhof frei gelassen hat, weil die es da so gut haben), Fischen, oder eben Ameisen?

Ist das alles das Gleiche, oder gibt es da Unterschiede?



Benutzeravatar
Erne
Administrator
Offline
Beiträge: 4105
Registriert: 18. April 2014, 11:00
Hat sich bedankt: 5690 Mal
Danksagung erhalten: 4687 Mal
Kontaktdaten:

#32 AW: Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

Beitrag von Erne » 15. August 2014, 21:35

Sind interessante Gesichtspunkte, die Ihr hier ansprecht, da kommen richtig verschiedene Meinungen, Auslegungen und andere Blickwinkel in die Diskussion.

Werdet nicht zu persönlich und macht eure Beiträge nicht unbedingt an das Handeln von Einzelpersonen fest.

Grüße Wolfgang



Neues Thema Antworten

Zurück zu „Off-Topic“