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Erste Ameisenkolonie, Probleme bei Auswahl.

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Eibenkoenig
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#1 Erste Ameisenkolonie, Probleme bei Auswahl.

Beitrag von Eibenkoenig » 22. Januar 2017, 23:03

Hallo Ameisenfreunde,

ich habe mir ein Formicarium mit den Maßen 60x30x30 cm zugelegt.
Ein Ytong-Nest mit Außenmaßen 12x60 cm ist in der Mache. :durchsage:

Nun stehe ich vor der Wahl meiner erstan Ameisenart.
Zuerst sollte es unbedingt eine körnerfressende, europäische Art sein.
Nach einiger Recherche hatte ich mich auf Messor structor eingefahren.

Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher und in die engere Auswahl habe ich noch folgende einbezogen:

- Camponotus herculeanus
- Camponotus nicobarensis (Exot)
- Messor capitatus
- Aphaenogaster senilis
- Formica (Serviformica) rufibarbis

Ich favorisiere momentan die Exotenart Camponotus nicobarensis und möchte fragen, ob das als Einsteiger problematisch werden kann und inwiefern.

Gibt's vielleicht Tipps und Ratschläge zu den genannten Arten. :confused:

Bitte Rücksicht nehmen auf Formicariengröße!



Danke und Gruß, :clap:

der Eibenkoenig



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Safiriel

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#2 Re: Erste Ameisenkolonie, Probleme bei Auswahl.

Beitrag von Safiriel » 22. Januar 2017, 23:16

Wenn das Nest noch im Bau ist, dann lass es vielleicht erstmal lieber. Warum? So eine kleine Kolonie (bei nicht einheimischen Arten würde ich nicht mit einer gründenden Königin anfangen, sondern bei einer kleineren Kolonie von vielleicht 30 Ameisen) lebt meist noch im Reagenzglas. Selbst, wenn ein RG zu klein wird innerhalb des ersten Jahres, dann legst Du eben ein zweites dazu.
Wenn Du die Ameisen hast und eine Weile beobachtet hast, kannst Du selbst einschätzen wie groß das Nest ist, in dem sie leben sollen und wie Du es gestaltest. Unterschiedliche Ameisen haben unterschiedliche Vorlieben.
Ich habe zu Beginn eine Menge Gipsnester gebaut, die ich alle bis heute nicht brauche.

Deine Arena hat die Größe eines Aquariums. Ist es ein Aquarium? Hat sie Bohrungen für Schläuche? Sind die Laufwege lang genug, ist die Größe der Arena nicht mehr ganz so wichtig.

Für welche Ameise Du Dich entscheidest, liegt bei Deinen Vorlieben und Deinem Geldbeutel. Du hast Ameisen mit und ohne Winterruhe dabei.
Was sind Deine Kriterien?
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Unkerich

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#3 Re: Erste Ameisenkolonie, Probleme bei Auswahl.

Beitrag von Unkerich » 22. Januar 2017, 23:22

Hi,
Eigentlich ist keine der Arten sehr schwer zu halten. Da kann man dir nichts bestimmtes empfehlen, nimm die Art, die dir am besten gefällt.
Zu Aphaenogaster senilis kann ich dir nichts sagen, aber zumindest bei den anderen Arten wirst du früher oder später dann doch erweitern müssen.
Camponotus nicobarensis ist durchaus auch für Anfänger gut haltbar, du benötigst halt im Gegensatz zu einheimischen Arten (wie z. B. Camponotus herculeanus) noch eine Beheizung (z. B. Heizmatte, Heizkabel, Lampe etc.). Dafür entfällt aber die Winterruhe.
Messor benötigen zumindest anfangs einen feuchteren und einen trockeneren Teil im Nest, später können die Arbeiterinnen selbst befeuchten. Sie brauchen nur eine kürzere, nicht ganz so kalte Winterruhe.
Was für dich da am Ende besser passt kannst letztenendes nur du entscheiden.

Viele Grüße



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Eibenkoenig
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#4 Re: Erste Ameisenkolonie, Probleme bei Auswahl.

Beitrag von Eibenkoenig » 22. Januar 2017, 23:30

Für diese Arten kommen nur größere Formicarien in Betracht. (siehe Antstore)

Ich möchte mit einer Königin und wenigstens 10+ Arberterinnen beginnen.

Die Arena ist ein Aquarium, ja. Das Nest wird Hochkant in die Frontseite integriert. Es gibt keine Bohrungen für Schläuche etc.
Vorerst wollte ich das Reagenzglas in die Arena legen.

Hauptkriterium ist die Ausbruchsgefahr, hiesige Feuchtigkeit in Arena und Nest, Winterruhe ungerne unter 10°C und Größe der kleinsten Arbeiterinnen sollte schon 5mm betragen.

Gruß,

Eibenkoenig



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Harry4ANT

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#5 Re: Erste Ameisenkolonie, Probleme bei Auswahl.

Beitrag von Harry4ANT » 23. Januar 2017, 01:25

Würde dir auch die C. nicobarensis empfehlen.

- vermehren sich relativ schnell für Camponotus
- angenehme Größe
- keine Winterruhe
- einfache Haltung, für Anfänger geeignet, keine Befeuchtung des Nestes notwendig
- recht aktiv, am Anfang eher Abends, später dann ganztägig unterwegs.

Kannst dir sogar überlegen 2 separate Gynen a 4-10 Arbeiterinnen zu holen und dann beide RGs zusammen in die Arena zu setzen. Geht bei dieser Art problemlos.
Dann ist es am Anfang gleich etwas spannender zu beobachten wie sich die beiden Kolonien beschnuppern usw. und die Entwicklung geht noch etwas schneller. Werden dann wahrscheinlich auch relativ schnell in den Ytong ziehen.

Einen Deckel + Ausbruchsicherung würde ich aber empfehlen, da diese Art sehr gut am Glas klettern kann.
Kannst dir selber einen basten aus Acrylglas - ist leichter, bruchsicher und kann man schön bearbeiten zwecks Belüftung oder später eventueller Erweiterung per Schlauch usw.
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benai

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#6 Re: Erste Ameisenkolonie, Probleme bei Auswahl.

Beitrag von benai » 23. Januar 2017, 08:28

Hallo,

Camponotus herculeanus und Formica rufibarbis benötigen entgegen deinem Wunsch eine Winterruhe unter 10°C.
Bei Messor capitatus und Aphaenogaster senilis ist eine Winterruhe in deinem Wunschbereich von 10-15°C nötig.

Alle von dir genannten Arten wären auch als Anfänger geeignet.

Wie auch schon von meinen Vorredner genannt wäre eine Camponotus nicobarensis wohl die beste Wahl, sofern du eine Art ohne Winterruhe halten willst.

Bitte Rücksicht nehmen auf Formicariengröße!

Die Frage ist was du hiermit meinst?
Für den Anfang würde ein Becken mit diesen Maßen ausreichen. Dies wird sich besonders bei Camponotus nicobarensis aber schnell legen, da die Kolonien nach etwa 1 Jahr mindestens 500 - 1000 Arbeiterinnen hat und diese dann auch weiter steigt. Das Volk wird im Ganzen recht groß. Da wirst du nicht umhin kommen zu vergrößern dazu sind dann weitere Aquarien oder Kunststoffbecken mit Bohrungen nötig.

Die einzigen von dir genannnten eher kleinbleibenden Art sind Formica rufibarbis und Aphaenogaster senilis. Diese haben aber auch einige 1.000 Tiere die du ebenso in mehreren Becken halten solltest und ihnen weiteren Auslauf mit Acrylrohren oder PVC-Schläuchen gewähren solltest um auch deren volles Spektrum zu erleben. Des Weiteren sind dann größere Kolonie weniger ausbruchsfreudig und auch viel aktiver wenn sie mehr Platz haben und sie das Futter suchen müssen.


Die von dir gegannten Nestgröße halte ich besonders am Anfang für ungeeignet. Ameisen tendieren dazu übergroße Nester zuzumüllen, was dann zu Futtermilben und Schimmel führt. Wenn du ein Nest baust, ob liegend oder stehend, aus Ytong oder Gips oder andere Variationen solltest du eher klein bauen um obigen Problemen vorzukommen. Du musst dann nur je nach Wachstum der Kolonie weitere Nester anbieten die dann auch mehr oder minder schnell von den Ameisen bezogen werden. Als Faustregel für Gründerkolonien nehme ich bei Kammern und Gängen öfters folgendes: Länge: 3-5x die Länge der Königin; Breite: Länge der Königin +2 mm; Höhe: Höhe der Königin +3 mm; Gänge: +2 mm zum Durchmesser des Gasters der Königin - das sind keine 100% Werte sondern nur Annäherungswerte da ich das nur durch das Reagenzglas abmesse um einen ungefähren Anhaltspunkt zu haben und auch das Nest nicht zu groß zu bauen.
Bei C. nicobarensis würde ich eine oder zwei Kammern 6 x 2 x 1 cm (LxBxH) machen und die Gänge mit einem 6 er oder 8 er Bohrer setzen.
Bei dem Nestbau passiert es immer mal gerne das man zu groß baut. Passiert mir immer noch, obwohl ich vorher die Kammern einzeichne und die Länge, Breite und Höhe vorher festlege.

Allerdings ist das Reagenzglas am Anfang wie auch Safiriel schon sagte völlig ausreichend. Du kannst auch in der Apotheke neue Reagenzgläser holen und diese mit bzw. ohne Wassertank daneben legen. Dann bezieht die Kolonien wenn das erste Reagenzglas voll ist mit Brut und Arbeiterinnen weitere Reagenzgläser und du kannst in Ruhe planen wie das Nest aussehen soll.

Zu guter letzt noch mein Standardtext:

Das mit der Winterruhe ist der wichtigste Punkt bei der Ameisenhaltung, da sich danach alle anderen Punkte richten müssen.

Winterruhe:
keine (Exoten), 4 Monate bei 10-15°C (südeuropäische und bestimmte asiatische Arten) oder 6 Monate bei 0 - 10°C z. B. im Kühlschrank, im Keller oder oder (heimische Arten)
Dies muss von dir vorab geklärt sein, ob du eine Winterruhe bewerkstelligen kannst.
Deine Antwort: Lieber keine Tiere mit 6 monatiger Winterruhe. Dadurch würden alle einheimischen Arten wegfallen.


Platzbedarf:

Wie groß darf die Kolonie denn werden? Wie viel Platz hast du zur Verfügung?
Eine Kolonie kann von wenigen 100 Tieren was vielleicht ein 90x45x30 Terrarium ist bis 500.000 Tiere umfassen die 25.000 Liter an Aquarien und PVC Schläuchen oder Acrylglasrohren benötigen. Wenn man Atta noch mit einbezieht geht die Zahl auf mehrere Millionen hoch. Allerdings in einem Privathaushalt äußerst schwer zu bewerkstelligen allein von der Futtermenge schon nicht. Diese Menge dauert jedoch selbst bei den entwicklungsfreudigsten Arten schon mehrere Jahre, also erstmal keine Panik.
Viele Kolonien halten sich bei 1.000 bis 20.000 Tiere auf je nach Gattung und Art.
In der Haltung werden Kolonien immer größer als in der Natur, da es hier keine Räuber, Verluste oder Nahrungsengpässe gibt.

Koloniewachstum:
Es gibt Arten die brauchen ewig bis sich die Kolonie vergrößert, andere bilden in wenigen Monaten das wofür andere 2-3 Jahre benötigen.

Körpergröße:
Soll die Art eher winzig 1 mm - 4 mm, klein 5 mm - 8 mm , mittel 8 mm - 20 mm oder groß 20 mm bis 35 mm sein?
Deine Antwort: größer bzw. gleich 5 mm.

Farbton:
Ist irgendein bestimmter Farbton gewünscht von schwarz, über gelb, rot bis hin zu gepunktet gibt es nahezu alles?

Nahrung:
Was sollen deine Ameisen fressen? Insekten und Kohlehydrate oder Sämerein oder Blätter, Früchte, Gräser?

gruß
benai
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Dottakopf
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#7 Re: Erste Ameisenkolonie, Probleme bei Auswahl.

Beitrag von Dottakopf » 23. Januar 2017, 08:38

Guten Tag,

die C. nicobarensis sind halt keine Körnerfresser. Aber ich würde mal behaupten das es ->DIE<- Art für Einsteiger ist die mit Exoten beginnen wollen.
Die Tiere sind so unglaublich Robust für Exoten, haben eine akzeptable Größe(bilden viele Majore aus), und sind in meinen Augen absolut aktive Ameisen.
Obendrein auch noch sehr aggresiv.. ein Käfer rein und der wird am selben tag noch erlegt.

Das Nest kann man 100% trocken halten, was Schimmelbildung größtenteils verhindert.
Leider sind die kleinen keine guten Verwerter, heißt die tragen erst mal alles ein was geht und Schmeißen dann alles auf den Müll. Ist das Nest zu groß, dann wird irgendeine Kammer dafür missbraucht. Die Art kann wenn Sie will sehr gut graben.

Deckel ist bei dieser Art Pflicht!

Hier meine Anlage: Heute würde ich das Nest mit einer eigenen Scheibe ausstatten, damit man es wieder rausnehmen könnte.
http://www.ameisenforum.de/topic54623.html

Ein Haltungsbericht:
https://www.ameisenforum.de/camponotus-nicobarensis-haltungsbericht-t54634.html

Nach einem Jahr hatte ich von anfangs 70 bereits ca. 800-900 Tiere. Mittlerweile wächst die Kolonie nicht mehr so schnell, aber wer weiß vielleicht kommt im Sommer nochmal ein riesen Schub.


Gruß
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#8 Re: Erste Ameisenkolonie, Probleme bei Auswahl.

Beitrag von Safiriel » 23. Januar 2017, 19:17

Der Punkt ist der, dass eine Kolonie die so groß ist, dass sie ein 60 cm langes Nest braucht, viel mehr Platz zum Laufen braucht als so ein Aquarium bietet. Wie gesagt, das kann man mit Schläuchen kompensieren. In dem Fall müsstest Du Bohrungen anbringen.

Zum Ausbruchschutz: Ameisen können am Silikon in den Kanten hochklettern. Dieses kann man mit einem Skalpell entfernen, oder versuchen mit Tesa-Streifen zu überbrücken. Aquarienabdeckungen sind leider auch nicht ameisendicht. Ich hab es mit Watte und Knetsilikon versucht, bin aber froh dass meine Camponotus herculeanus (im Bericht siehst Du auch das Becken) erst knapp 40 Mann stark sind. Die Vorstellung, ich müsste meine 700 Lasius niger versuchen mit Nest in dem Becken zu halten... schwierig.
Apropos Lasius: Die haben bei mir etwa so viel Fläche in der Arena wie das Aquarium. Obwohl das recht kleine Ameisen sind und sie 1m Schlauch bis zu ihrer Farm haben, wird es langsam eng und ich überlege zu erweitern.

Erweitern... Man weiß nie was alles so passiert in der Ameisenhaltung. Man sollte also immer so bauen, dass man zur Not umbauen kann.



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