Hallo Forum,
ich habe in einem Forumbeitrag über Lasius niger gelesen, daß bei gemeinsamer Gründung die Königinnen sich nicht bekämpfen, aber die ersten Arbeiterinnen die Konkurrentinnen angreifen, mit der Begründung, daß Kämpfen nicht Aufgabe der Königin sei. In einem anderen Haltungsbericht, jedoch über Solenopsis fugax, wird andererseits beschrieben, daß die Königinnen sich augenscheinlich getötet haben.

Daher würde ich gerne fragen, ob man also keine allgemeine - für alle Arten geltende - Aussage treffen kann, ob Königinnen Aggressivität zeigen oder nicht.

Für mich ist dabei bemerkenswert, daß Lasius niger monogyn ist und Solenopsis fugax als polygyn gilt, ich also die Tötungen der Konkurrentinnen dann erst recht von Lasius niger vermutet hätte.

So ganz vorhersagen kann man das Verhalten von den Königinnen nie aber es kommt durchaus auch bei den Königinnen aller Arten zu Reibereien, wobei diese bei Polygynen Arten in der Regel nicht tödlich enden.

Bei nicht polygynen Arten kann man aber mit ziemlicher Sicherheit vorhersagen, dass der Frieden spätestens mit dem Schlupf der ersten Arbeiterinnen vorbei ist und es ab da nur noch heißt "Es kann nur eine geben !"

Das ist von Spezies zu Spezies und von Kolonie zu Kolonie unterschiedlich und hängt oft von genetischen Faktoren ab.

Viele Spezies die als schwach polygyn bezeichnet werden haben genetische Linien die monogyn sind und genetische Linien die polygyn sind - je nachdem was in der Umwelt besser ist verschiebt sich die allgemeine Tendenz. Solenopsis invicta in den USA beispielsweise entwickelt zunehmend stark polygyne Völker.

Dass bei Solenopsis fugax die Königinnen versuchen sich gegenseitig umbringen (hatte das auch bei meinen, die versuchen sich meist den Gaster abzubeißen) ist vermutlich auch dem Umstand geschuldet dass die Pygmäen im Vergleich zu den Königinnen gerade zu grotesk winzig sind und wahrscheinlich ernsthafte Probleme hätten eine Königin zu töten - könnte aber auch daran liegen dass, da die Spezies hochgradig polygyn ist, die Arbeiterinnen drauf programmiert sind andere Gynen zu akzeptieren (könnte sonst später bei der Aufnahme neuer Königinnen ins Nest Probleme geben) und die Majestäten den Battle Royal deshalb unter sich ausmachen müssen.

Bei monogynen Völkern sind es dagegen häufig die Arbeiterinnen, die entscheiden welche Königin sie behalten. Da gilt, es kann nur eine geben, mehrere Königinnen die sich pheromonell in die Quere kommen stören den geordneten Ablauf des Kolonielebens und das kann man sich als Ameisenstaat in einem stark kompetitiven Umfeld nicht leisten.

Harry4ANT hat geschrieben:So ganz vorhersagen kann man das Verhalten von den Königinnen nie aber es kommt durchaus auch bei den Königinnen aller Arten zu Reibereien, wobei diese bei Polygynen Arten in der Regel nicht tödlich enden."

Das kommt aber auch stark darauf an, was für eine Polygynie vorliegt.
Immerhin gibt es da durchaus Unterschiede, beispielsweise die primäre Polygynie, bei der die Völker meist von Anfang an polygyn sind, was sich meist aus einer Pleometrose heraus entwickelt, und die sekundäre Polygynie, bei der die Völker oft erst im Laufe der Zeit durch die Aufnahme von Junggynen polygyn werden.

Ich denke aber auch, dass man das nie sicher vorhersagen kann, zumal bei vielen Arten auch garnicht genau bekannt ist, ob diese nun sekundär, oder primär polygyn sind.

Bei Solenopsis fugax, scheint eben (nach eigenen Beobachtungen) eher keine primäre Polygynie vorzuliegen, weshalb sich die Gynen so lange bekämpfen, bis nurnoch eine übrig ist. Vermutlich werden die Kolonien erst später, durch die Aufnahme von Jungköniginnen polygyn, das werde ich wahrscheinlich auch mal mit der einen oder anderen Kolonie versuchen, und dann in meinem HB darüber berichten.

Zu guter letzt sollte man m. E. auch etwas in Frage stelle , ob sich Ameisen in der Haltung auch wirklich genauso verhalten wie in der Natur, ich persönlich habe da eher etwas Zweifel.


LG

Wie lange dauert das Puppenstadium bei Formica fusca ungefähr?

Hey moin,
laut dem Steckbrief im Ameisencafe sinds von Puppe zu Imago ca. 20 Tage!


https://ameisencafe.de/cafe/index.php/T ... ica-fusca/

So mit 2-3 Wochen beim Puppenstadium liegt man meist richtig (sehr große Ameisen wie Camponotus können auch mal 4-5 Wochen brauchen, v.a. wenn es eher kühl ist). Hängt natürlich auch von der Temperatur und der Herkunft der Ameisen ab (mediterrane und sub-/tropische Ameisen geben meist erst ab ~28°C so richtig Gas), aber 2-3 Wochen als Pi-mal-Daumen-Maß passt bei den meisten Arten schon recht gut.

Vielen Dank für die interessanten Antworten!

Besonders herausheben möchte ich Unkerichs Bemerkung über die mögliche Diskrepanz zwischen dem Verhalten in der Gefangenschaft und in der Natur - dies vergesse ich leicht.

Eine Begründung für das jeweilige Verhalten zu geben, halte ich für sehr schwierig: alle Aussagen wie "nicht Aufgabe der Königin", "Kleinheit der Pygmäen" ließen sich wohl zwanglos auch auf die Tiere vom jeweilig anderen Verhaltenstyps anwenden. Z.B. die Vorstellung einer Lasius niger Pygmäe, die eine solche Königin angreift, schien mir so merkwürdig, daß ich diese Frage gestellt habe. Plausible Ursachen müßen keine wahren Ursachen sein.

Die Begriffe primäre/sekundäre Polygynie waren mir gar nicht bekannt.

Mich hat ja vor einer Weile schon eine ganz ähnliche Frage beschäftigt. Festhalten kann ich dann wohl, daß das Zusammenfügen von monogynen Königinnen zu keinen Kämpfen führt, jedenfalls solange noch keine Arbeiterinnen vorhanden sind, bei - gewissen Typen von - polygynen Königinnen es aber zu Tötungen kommen kann.

Ich bin versucht den berühmten Ausspruch Dobzhanskys für mich in einer verkürzten Form anzunehmen!