Moderne Ameisenhaltung der heutigen Zeit, mit fachlichen und praxisnahen Informationen sowie Diskussionen, für jeden Interessierten den Umgang mit Ameisen zu erlernen
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Hallo liebes Forum. Nun halte ich 3 Haltungsberichte und einen Gründungsversuch, weshalb ich alle weiteren einheimischen Kolonien wohl hier beschreiben werde (eventuell könnte es natürlich eine Ausnahme geben).
Grund für den Bericht, ist eine heute gefangene Camponotus ligniperda. Jedoch habe ich diese nicht selbst gefangen, sondern meine Eltern beim Spaziergang. Tja da sucht man ewig und dann findet es doch ein anderer ohne eigentlich danach zu suchen.
Camponotus ligniperda - eine wunderschöne Art und eine meiner liebsten in Europa. Die Große ist knapp 2cm groß und wunderbar gefärbt.
Nun ist sie in einem RG und wird für die nächsten Tage/Wochen nicht gestört. Wenn die Kolonie etwas größer ist, werden sie wohl auch eine schöne Anlage bekommen.
Camponotus ligniperda Vor 7 Tagen habe ich die Camponotus ligniperdaGyne gefangen. Nun habe ich nach ihr gesehen und sie hat tatsächlich schon 6 Eier.
Außerdem habe ich am Sonntag in Thüringen auch eine Camponotus herculeanus gefangen. Die Gyne ist 1,6cm groß und so wie die C. ligniperda echt hübsch.
Sie hat tatsächlich schon 4 Eier.
Die beiden noch als Vergleich nebeneinander:
Man sieht deutlich, dass die C. herculeanusGyne nicht nur kleiner, sondern auch schmaler am Thorax ist und das Gaster deutlich weniger massiv ist. Außerdem wird deutlich, dass die Eier unterschiedlich gefärbt sind.
Formica cunicularia Durch ihre rötliche Färbung eine wunderschöne Serviformica. Verwechselt werden kann sie vor allem mit Formica rufibarbis und Formica clara. Mithilfe von Unkerich konnte ich alle anderen möglichen Arten jedoch ausschließen.
Die Gyne ist 9mm groß und matt-grau mit kräftig roter Unterseite.
Gefunden habe ich sie kurz vor 18:00 Uhr auf einer Straße neben ein paar Feldern. Sie ist jetzt in einem RG. Einen Flügel hatte sie bereits beim Fund abgeworfen.
Camponotus herculeanus Die Gyne hat noch mehr Eier gelegt und erste Larven sind geschlüpft.
Camponotus ligniperda Auch diese Gyne hat weitere Eier gelegt. Auch sind Larven geschlüpft, jedoch weniger als bei der Camponotus herculeanus
Lasius emarginatus Die zweifarbige Wegameise, auch rotrückige Wegameise, gehört, wie ihr zweiter Trivialname bereits aussagt, zusammen mit ihrer Schwesternart Lasius brunneus, zu den gefürchtetsten, als Hausameise vorkommenden, Arten Deutschlands und können Bausubstanz schädigen. Bei Haltung beider Arten ist daher besonders auf Ausbruchschutz zu achten. In Deutschland findet man sie überwiegend südlich, ganz im Norden Deutschlands kommt sie nicht mehr vor.
Gefunden habe ich sie in einer Stadt, als ich auf dem Weg zum Zug war. Provisorisch eingepackt habe ich sie, mit einem kleinen angefeuchtetem Stück Taschentuch, nach Hause transportiert. Dass es sich um Lasius emarginatus handelt und nicht um Lasius brunneus, konnte ich sofort feststellen. Im Gegensatz zu Lasius brunneus, die farblich teils an Lasius niger erinnern kann (markant ist hierbei dann das länglichere Gaster von Lasius brunneus), ist meine Gyne deutlich rötlich am Thorax gefärbt und weist ein schönes hellbraunes Gaster auf.
Sie ist nun im Reagenzglas.
Formica cunicularia Nachdem die Gyne versucht hatte, aus dem Reagenzglas zu kommen und keine Eier legte, habe ich sie in ein neues RG umgesiedelt. Ich habe bei dieser eine neue Watte verwendet, die deutlich dichter als die vorherige ist, daher war der Stopfen zu fest und entsprechend zu trocken das RG.
Im neuen Reagenzglas begann sie ziemlich schnell Eier zu legen. Mittlerweile hat sie 6 Eier. Den zweiten Flügel hat sie, wie man sieht, noch nicht abgeworfen. Vermutlich wird dies durch die ersten Arbeiterinnen geschehen.
Camponotus herculeanus Es sind einige Larven vorhanden. Es scheint alles gut. Die Gyne ist erstaunlich unberührt von Störungen.
Ansonsten nichts Neues.
Camponotus ligniperda Die Gyne entwickelt sich gut und hat einige Larven in verschiedenen Größen.
Lasius niger. Die typische Stadtameise und eine gut geeignete Art für Einsteiger. Bisher hatte ich noch keine Gyne dieser Art bzw. einer ihrer Schwesternarten gefunden. Heute dann, ähnlich wie die gestrige Lasius emarginatus, wieder eine Gyne auf dem Weg zum Zug. Bereits um 7 Uhr waren Gynen dieser Art sowie von Lasius cf. brunneus zu sehen. Um ungefähr 12 Uhr dann nur noch Lasius cf. niger zu finden, ungefähr 20 konnte ich auf dem Weg sehen, teilweise leider schon tot. Tatsächlich ist 7 Uhr eher früh für dies Arten, aber es war heute bereits früh sehr warm. Die genaue Art werde ich versuchen später einmal zu bestimmen.
Die Gyne ist nun im RG.
Zu den anderen Gynen gibt es erstmal kein Update, da es ja erst gestern was neues gab.
Tetramorium sp. Tetramorium spp., mit ihren sehr kleinen Arbeiterinnen gehören sie, zusammen mit Temnothorax, Leptothorax und Solenopsis fugax, zu den kleinsten Deutschlands! Der Größenunterschied zwischen Arbeiterin und Königin fällt bei ihnen (anders als z.B. bei Temnothorax und Leptothorax) enorm groß aus. Gynen werden bis zu 9mm groß. Die genaue Bestimmung ist bei diesen Arten kaum möglich, weshalb man im Normalfall einfach von Tetramorium sp. spricht. Verwechselt werden können diese mit Solenopsis fugax, Gynen dieser beiden sehen fast gleich aus, doch weisen Tetramorium Gynen sogenannte Propodealdornen am Thorax auf.
Diese Gyne habe ich am 04.07.2018 gefangen, bisher hat sie leider noch keine Brut. Ich lasse ihr nun viel Ruhe, Arten dieser Gattung neigen zu Brutfraß bei häufiger Störung.
Lasius cf. niger Die Königin startet ordentlich durch! Während sie zwischendrin gut 40 Eier hatte, hat sie mittlerweile immernoch ungefähr 40 Eier, 10 Puppen und ca. 5 Larven!
Lasius emarginatus Diese Gyne habe ich nun schon einen Monat, doch scheint die Gründung langsam voran zu kommen.
Es sind gut 20 kleine Larven vorhanden, doch wären Puppen nach dieser Zeit eher zu erwarten. Trotzdem sieht es nicht schlecht aus.
Formica cunicularia Von dieser Gyne werde ich nicht weiter berichten, sie wurde für einen Gründungsversuch in Allopleometrose mit Formica sanguinea geopfert (siehe hier: topic58351.html). Die Königin ist mittlerweile tot, doch dient ihre Brut nun der Raptiformica Gyne.
Camponotus herculeanus Diese Gyne hat nun erfolgreich gegründet. 5 Töchter hat sie, 4 Puppen schlüpfen bald.
Sie hat ordentlich vorgelegt mit gut 20 Larven.
Auch diese Kolonie hat etwas Fliege sowie Honig bekommen. Hier hat die Königin ebenfalls den Honig verkostet:
Camponotus ligniperda Die Gyne hat nun 3 Arbeiterinnen, die Gründung war erfolgreich.
Außerdem sind gut 15 kleine Larven und Eier vorhanden, sowie 5 weitere Puppen.
Die Kolonie hat etwas Honig sowie ein Stück Fliege ins RG bekommen. Selbst die Gyne hat mit genascht:
Nun ist das letzte Update einen Monat her. Wie es bei Kolonien in der Gründung so ist, gibt es auch wieder zu berichten.
Tetramorium sp.
Nachdem es vor dem Urlaub noch nicht einmal Brut gab, hat die Gyne nun 3 mittlere-große Larven sowie 8 kleiner Larven oder Eier.
Demnächst müsste es Puppen geben.
Lasius cf. niger Diese Kolonie, hatte direkt nach dem Urlaub scheinbar keine Brut, sie war wohl nur versteckt.
Die Kolonie umfasst nun 20 Arbeiterinnen und gut 40 Larven. Eine beachtliche Zahl.
Nun gab es vor ein paar Tagen erstes Futter für die Kolonie, bisher noch im RG.
Lasius emarginatus Diese Gyne tut sich äußerst schwer. Etwas stimmt mit ihr nicht, genauer gesagt bei der Brutaufzucht.
Seit 2 Monaten sind immer entweder Eier, ganz kleine Larven oder keine Brut vorhanden. Die Entwicklung stoppt kurz nach den Schlupf der Eier, kurz darauf versterben die Larven.
Zunächst dachte ich, als ich vor ein paar Tagen ihre merkwürdig aussehenden Larven begutachtete, sie wären krank, ich dachte an einen Pilz oder ähnliches. Genauer betrachtet, sah ich, dass sie tot waren. Da ich den Grund hierfür noch nicht kenne, habe ich das Reagenzglas erstmal möglichst von den anderen Kolonien entfernt.
Hat jemand vielleicht eine Idee, was das Problem sein könnte? Ich freue mich über Rat im Diskussionsthema.
Camponotus herculeanus Die Camponotus herculeanus Kolonie hat eine kleine Krise überwinden müssen. Nachdem ihr Reagenzglas wohl unbemerkt in Schräglage gekommen war, ist etwas Wasser aus dem Tank gelaufen. Nicht viel, doch hat eine Arbeiterin dies nicht überlebt.
Die Brut sowie Gyne sind wohlauf, es gibt nun nur noch 8 Arbeiterinnen, was trotzdem ein guter Wert ist.
Nach dem Leck, habe ich ein zweites RG angeschlossen, da das alte ja offensichtlich nicht ganz dicht war und bereits etwas schimmelte. Die Kolonie stimmte mir wohl zu, nach 20min waren alle komplett umgezogen.
Brut sind vielleicht um die 15-20 Larven vorhanden, jedoch noch etwas klein. Ich hoffe und denke, dass diese evtl. noch vor der Winterruhe aufgezogen werden.
Trophallaxis:
Camponotus ligniperda Die Entwicklung dieser Kolonie verläuft recht parallel zu der der Camponotus herculeanus Kolonie. Diese Kolonie hat ebenfalls 8 Arbeiterinnen sowie ca. 15 Larven.
Die Gyne ist jedoch sehr physogastrisch, sollte also in nächster Zeit weitere Eier legen.
Alle Kolonien...: ...mit Arbeiterinnen bekommen momentan Futter in Form von abgekochten Fliegen oder Fliegenpuppen, sowie Honig.
Camponotus ligniperda an Fliege
...leben momentan ausschließlich im Reagenzglas, ich bin mir unsicher, ob es sich jetzt noch lohnt, eine Arena anzubieten, immerhin geht es in absehbarer Zeit in die WR.
Soweit zu meinen "Weiteren Kolonien".
Mit Ausnahme der L. emarginatus, bin ich mit der Entwicklung all dieser Kolonien soweit zufrieden. Vor allem die Lasius cf. niger Kolonie entwickelt sich prächtig und ich bin gespannt, wie groß die Kolonie dieses Jahr noch wird (ich denke 70 Arbeiterinnen und mehr ist bei der momentanen Entwicklung keine Utopie).
Ich hoffe ihr hattet etwas Freude am Lesen und dem Anschauen der Videos. Vielleicht hat ja jemand Tipps bezüglich der L. emarginatus Gyne.
Nun ist die Winterruhe ja schon recht nah, teilweise schon angebrochen. Es wird also Zeit für ein weiteres Update.
Solenopsis fugax
Solenopsis fugax - Die "Gelbe Diebsameise", auch "Diebische Zwergameise", ist die wohl kleinste Ameisenart Deutschlands. Vor allem in Südeuropa verbreitet, findet man sie auch hier mancherorts recht häufig. Besonders ist diese Art nicht nur dadurch, dass sie die einzige in Deutschland heimische Solenopsis Art ist, sondern auch durch ihre Verhaltensweise. Diese Art lebt kleptobiotisch, ernährt sich von Brut anderer Ameisen. Die Kleinen leben meist in der Nähe von Nestern anderer Arten, in welche sie kleine Gänge bauen, um zur Brut des Nestes zu gelangen. Dort wird diese mit einem Sekret benetzt, welches repellent gegen die Ameisen des "ausgeraubten" Nestes wirkt. Auf diese Weise können die kleinen Diebe sich einfach die Brut des Nestes stehlen und fressen. Das ist schon ein sehr interessantes Verhalten. Vielleicht werde ich sie nächstes Jahr ja einmal mit Brut anderer Ameisen füttern.
Am 29.09.2018 habe ich eine Kolonie von Unkerich erhalten. Gefangen hat er diese Gyne letztes Jahr Ende Oktober. Seitdem ist die Kolonie auf ca. 30 Arbeiterinnen mit viel Brut angewachsen.
Der Tank des RGs war sogut wie leer, beim Versand ist es an einer Stelle gesprungen. Deshalb habe ich sie nun ein neues RG umziehen lassen.
Mit der Winterruhe warte ich noch, es ist Brut in allen Stadien vorhanden.
Tetramorium sp. Die Kolonie umfasst nun 3 kleine Arbeiterinnen und einige Larven.
Gefüttert wird mit Honig und Proteinen, mit der Winterruhe warte ich noch ein Stück.
Lasius cf. niger Die Kolonie umfasst schätzungsweise 25 Arbeiterinnen, Brut in allen Stadien.
Die Kolonie entwickelt sich gut. Mit der Winterruhe warte ich aber noch ein Stück.
Lasius emarginatus Die Gyne hat leider weiterhin keine Brut gehabt, weshalb ich sie nun eingewintert habe.
Camponotus herculeanus Mit der Entwicklung dieser Kolonie bin ich zufrieden. 7 Arbeiterinnen im ersten Jahr, damit kann man glücklich sein. Zusammen mit ein paar Larven wird diese Kolonie heute eingewintert, nachdem sie bereits 10 Tage im Keller bei 13-15°C verbracht haben.
Camponotus ligniperda Ähnlich wie bei den Camponotus herculeanus, bin ich auch hier mit den 7 Arbeiterinnen und den paar Larven zufrieden, die ich heute einwintern werde.
Soviel zu meinen "weiteren Kolonien". Auch wenn noch nicht alle für dieses Jahr fertig sind, so geht für mich nun so langsam das erste richtige Jahr in der Ameisenhaltung vorbei. Genau heute vor einem Jahr, erhielt ich meine erste richtige Kolonie, meine Camponotus nicobarensis, und bin froh, wie sich dieses Hobby in einem Jahr für mich entwickelt hat. Für die nächsten Monate steht die Mantidenzucht an, auch theoretisch möchte ich mich mit den Ameisen im Winter etwas mehr beschäftigen (der Seifert bietet ja doch einiges an Lesestoff ).
Einen guten Start in die Winterruhe!
Liebe Grüße
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