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Camponotus rufipes - Meine zweite Kolonie

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BenVape
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#1 Camponotus rufipes - Meine zweite Kolonie

Beitrag von BenVape » 27. Oktober 2018, 15:34

Hallo allerseits :) :) :)

Nachdem meine Messor barbarus sich wirklich gut machen und die mich mit diesem ganzen "Ameisenzeugs" quasi "angefixt" haben, kam der Gedanke nach einer weiteren Kolonie auf.
Wollte gerne was einfach zu haltendes, bisschen größer und aktiver als meine M. barbarus, schön anzusehen, interessantes Verhalten, einfach zu händelnde Winterruhe.

Nach etwas Umsehen stieß ich auf Camponotus rufipes.
Wirklich sehr schöne Ameisen, ziemlich anspruchslos, schnelle Kolonieentwicklung, recht aktiv und neugierig, keine Winterruhe (sie machen nach eigenem Ermessen min. einmal im Jahr eine Diapause von ein paar Tagen bis zu 2 od. 3 Wochen Dauer).
Leider findet man zu dieser Art nicht sehr viel Infos, die Shops haben unterschiedliche, lückenhafte (v.a. bzgl. der Entwicklungszeit), teils sogar widersprüchliche Angaben bzgl. Temperatur und Luftfeuchtigkeit.
Auf Nachfrage behaupteten alle ihre Angaben wären absolut verlässlich und korrekt. :rolleyes:

Nachdem das drumherum abgeklärt war, hab ich mich nach einer geeigneten Behausung umgeschaut.
Da meine M. barbarus in einem Set vom Antstore leben, und die "Rufis" von der Größe her recht ähnlich sind, somit einige Bauteile gleichermaßen für beide Kolonien verwendet werden können, ich generell ein Fan von dem modularen Aufbau und der Qualität der Sachen vom Antstore bin, lag es nahe da was vom Antstore zu nehmen.
Entschieden habe ich mich für das "Ameisen Starter Set L - 30x20 - Combi - Center".
Als besonderen Clou habe ich mir überlegt als Boden nicht nur wie üblich eine langweilige Schicht Sand-Lehmgemisch einzusetzen, sondern darüber noch ein wenig von den dort angebotenen Pinien-Rindenstücken auf den Sand-Lehm zu streuen. Sind ja (Regen-)Waldbewohner, da ist ein Boden aus Rindenstücken schon recht sinnvoll. Zudem hilft es Schwankungen in der Feuchtigkeit und Temperatur etwas auszugleichen bzw. abzufedern.
Dazu noch die seitlichen Bohrungen gleich mit entspr. Schlauchanschlüssen ausgerüstet, so brauch ich später nicht gleichzeitig den Schlauchanschluss montieren, mir schlecht gelaunte Majore vom Leib halten und geflohene Ameisen einfangen. In die Schlauchanschlüsse hab ich gleich T-Stücke eingesetzt und die Enden mit Gitterkappen verschlossen, so brauch ich bei einer Erweiterung nur die Gitterkappe abziehen, den Schlauch zum neuen Nest aufstecken, fertig.
Kein Stress für Ameisen oder Halter.
Die luftdurchlässigen Enden sehen zwar momentan besch... aus, sorgen aber für eine vernünftige Belüftung.

Bestellt hab ich die Ameisen (Königin plus 1-4 Arbeiterinnen) bei myants. Wollte nicht drauf warten dass der Antstore die "Irgendwann" mal wieder auf Lager hat.
Die Hardware wurde, wie schon erwähnt, beim Antstore bestellt.
Beide Bestellungen gingen am 9.10. Abends raus.
Beides wurde am Folgetag per DHL abgeschickt.
Das Paket aus Berlin kam auch am nächsten Tag an, das eigentlich wichtigere Paket mit den Ameisen kam erst am Samstag (13.10.). Da hat DHL gepennt!
Ich hatte schon Angst dass die Mädels das nicht überlebt und an Unterkühlung oder dem Stress gestorben wären.
Glücklicherweise haben zumindest die Königin und zwei Arbeiterinnen überlebt. Die sterblichen Überreste von einer oder zwei Arbeiterinnen fand ich am Verschlussstopfen.
Brut war leider keine (mehr) vorhanden, möglich dass evtl. vorh. Brut wegen dem Transportstress gefressen wurde.
Sie waren zwar etwas starr vor Kälte, aber da das RIESIGE RG wirklich hervorragend verpackt und isoliert war (der Heatpack war natürlich längst kalt), haben sie es doch überlebt.
Das RG schnell ins längst vorbereitete und vorgewärmte Becken, Stopfen weg, Futter und Wasser hingestellt und aus roter Folie ein kleines "Zelt" übers RG gestellt, damit sich die armen Kleinen erstmal erholen, aufwärmen und etwas futtern können.
Die erste Aktivität ließ auch nicht lange auf sich warten, die beiden Arbeiterinnen haben sehr schnell angefangen die feine Erde die von myants mit ins RG gestreut wurde wegzuräumen.
(wäre vielleicht ganz gut wenn myants die Praxis mit der feinen Erde nochmal überdenkt, die Ameisen scheint die WIRKLICH gestört zu haben)
Interessant, der Eingang wurde nicht mal ansatzweise zugebaut. Die Erde wurde nur aus dem hinteren Bereich des RG weggeräumt.

Am Dienstag drauf dann der Schock!
RG leer, Ameisen weg! :eek: :eek:
Nach kurzer Suche mit einer schwachen Taschenlampe fand ich die Königin wie sie (fast schon frech grinsend) aus einer Ecke hinter einem kleinen Dekoteil hervorlugte.
Naja, ok, wenns ihnen da besser gefällt als in ihrem RG, bitteschön.....

Paar Tage später, nächster Schreck!
Ameisen komplett verschwunden! :eek:
In ihrer Ecke waren sie nicht mehr, im RG auch nicht, im Sandnest auch nicht. :huh:
Also sind sie entweder tot und die Leichen irgendwo zwischen den Rindenstücken verschollen, oder sie haben sich ein neues Versteck gesucht und sich diesmal so verdammt gut versteckt dass wirklich absolut nichts zu sehen oder auch nur zu erahnen wäre wo sie sein könnten.
Bis dahin hatte ich ihr altes Riesen-RG plus ein kleineres von mir drin liegen gehabt. Da sie beide RGs offenbar nicht wollten, hab ich dann beide rausgenommen.
Um dem Spuk ein Ende zu machen und die Bande bisschen besser im Blick behalten zu können, entschied ich mich für etwas was bei meinen Messor barbarus auch sehr erfolgreich war.
Einen Neststein, kleinere Version davon, mit roter Folie an der Scheibe, einfach in die Arena gelegt bzw. gestellt (mit Kletterhilfe natürlich).
So haben die Mädels bisschen "Abgeschiedenheit" vor dem üblichen Hantieren im Becken, und ich hab sie etwas besser "unter Kontrolle" (insert joke here).
Als der Neststein ankam und sich in den zwei Tagen bis zu dessen Ankunft absolut nichts im Ameisenheim getan hat, dachte ich wirklich sie wären schon längst tot.
Oder hätten es trotz Glasrahmen mit Öl irgendwie geschafft auszubrechen.
Entspr. groß war mein Schrecken als ich so am umräumen der Arena war und da plötzlich eine Arbeiterin auf dem neuen Neststein hockte.
Die Kleine schaute sich aber nur kurz um, ließ sich von meiner Anwesenheit nicht wirklich beeindrucken und krabbelte wieder in ihr Versteck.
Seitdem weiß ich endlich wo sie hocken, haben sich tatsächlich unter ein paar Rindenstücken und in der dünnen Sand-Lehm-Schicht ein kleines Versteck gebastelt.
Clever die Kleinen. :)

Eine Rücksprache mit myants ergab dass sich insbes. die C. rufipes als kleine Kolonie (unter 10 Arbeiterinnen) absolut passiv verhalten.
Selbst bei Störungen (Futterwechsel o.dgl.) tun sie nichts was in irgendeiner Art und Weise Aufmerksamkeit erregen könnte.
Erst so ab 10 Arbeiterinnen kann man so langsam die recht hohe Aktivität dieser Spezies zu sehen bekommen.
Es kann natürlich auch sein dass sie wg. den Bedingungen beim Transport (Kälte und Stress) erstmal eine (Dia-)Pause einlegen.

An Futter bekommen sie das "Allzweckjelly" von myants (mit Honig, Invertzucker, zerkl. Schokoschaben), Zuckerwasser, Honigwasser und 2 od. 3 große Fruchtfliegen (Drosophila hydei aus eigener Zucht), alles in einem der derzeit enorm praktischen 4x10mm Näpfe vom Antstore angeboten.
(die Dinger kann ich wirklich sehr empfehlen für Mini-Kolonien)
Gewechselt wird das alle anderthalb bis 2 Tage.
Wasser haben sie selbstverständlich auch, aufgefüllt nach Bedarf, Tränke wird wöchentlich ausgetauscht (wg. Keimbildung usw.).
Beheizung erfolgt mittels 7W Heizfolie (hinten auf der Rückwand aufgeklebt, heizt primär das Nest, Restwärme heizt das restl. Formicarium mit), 5W Heizfolie (von unten aufgeklebt, quasi als Bodenheizung, Anlage steht auf Gummifüßen) und einem (mittels Dimmer stark gedrosseltem) 40W Infrarot-Keramikheizstrahler im Glasdeckel.
Klimadaten sind aktuell 26-27°C und zwischen 60 und 70% LF

Ich geb zu, ich hab irgendwie die (vermutlich idiotische) Befürchtung dass die Königin möglicherweise durch die DHL-Odyssee einen Schaden davongetragen hat und/oder schon längst tot ist.
Einblick in ihr Versteck hab ich absolut keinen, den Neststein haben sie (noch) nicht angenommen.
(hat bei meinen M. barbarus aber auch etliche Tage gedauert bis sie den angenommen haben, scheinen sich aber sehr wohl darin zu fühlen)
Tja, und so hock ich da, hab nen ordentlichen Haufen Geld ausgegeben, keine Ahnung was los ist, ob das überhaupt was wird und den dumpfen Verdacht dass ich nur in die Stromabrechnung der Zukunft investiere.....

Meint ihr ich sollte vielleicht mal vorsichtig ein paar Rindenstücke wegnehmen und nachsehen was los ist....?
Hat jemand Infos bzgl. der Entwicklungszeit (Ei bis Imago) dieser Spezies?
Und, wie ist das mit ihrer Ameisensäure? Wie würden sie die im Falle eines Falles einsetzen?




Ameisenheim meiner C. rufipes - Die Ecke in der sie hocken ist mit roter Folie etwas abgedunkelt
Ameisenheim meiner C. rufipes - Die Ecke in der sie hocken ist mit roter Folie etwas abgedunkelt


Edit: Paar Kleinigekeiten korrigiert und nachgetragen
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#2 Re: Camponotus rufipes - Meine zweite Kolonie

Beitrag von BenVape » 2. November 2018, 01:49

Es liegt mir ja fern mich zu beschweren.
Allerdings hab ich mal gehört dass Foren wie dieses hier zum Erfahrungsaustausch dienen.
Da ist es schade wenn jemand klar lesbar Fragen an sehr erfahrene Ameisenhalter stellt, aber irgendwie keine Antwort bekommt.....
Oder seh ich das möglicherweise falsch....?



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#3 Re: Camponotus rufipes - Meine zweite Kolonie

Beitrag von Serafine » 2. November 2018, 17:37

BenVape hat geschrieben:Es liegt mir ja fern mich zu beschweren.
Allerdings hab ich mal gehört dass Foren wie dieses hier zum Erfahrungsaustausch dienen.
Da ist es schade wenn jemand klar lesbar Fragen an sehr erfahrene Ameisenhalter stellt, aber irgendwie keine Antwort bekommt.....
Oder seh ich das möglicherweise falsch....?

Willkommen in der Winterruhe. Von November bis März (der Zeit in der sogar die sehr beliebten mediterranen Ameisen ihre inaktive Phase haben) ist es in Ameisenforen generell ziemlich still.

BenVape hat geschrieben:Eine Rücksprache mit myants ergab dass sich insbes. die C. rufipes als kleine Kolonie (unter 10 Arbeiterinnen) absolut passiv verhalten.

Das trifft auf nahezu alle Camponotus zu. Kleinkolonien sind extrem inaktiv und kommen im Normalfall nur nachts raus. Außerdem haben sie so riesige Sozialmägen, dass sie - einmal vollgefressen - locker eine Woche im Nest sitzen und nichts tun können.

BenVape hat geschrieben:Meint ihr ich sollte vielleicht mal vorsichtig ein paar Rindenstücke wegnehmen und nachsehen was los ist....?
Hat jemand Infos bzgl. der Entwicklungszeit (Ei bis Imago) dieser Spezies?
Und, wie ist das mit ihrer Ameisensäure? Wie würden sie die im Falle eines Falles einsetzen?

Nein, ich würde sie nicht nochmal stören. Sie haben offenbar einen Platz gefunden der ihnen gefällt und an dem sie sich sicher fühlen.

Entwicklungszeit bei Camponotus variiert stark je nach Spezies, Temperatur, Jahreszeit und den Bedürfnissen der Kolonie - von 4 Wochen bis 3 Monaten ist alles möglich (Winterruhe nicht berücksichtigt, da können schnell 4-5 Monate draufkommen in der die Brut im Larvenstadium verbleibt).

Ameisensäure wird eingesetzt, wenn die Ameisen in Kontakt mit einem "Gegner" (Hand, Pinzette, Beutetier, etc.) kommen. Die wird nicht einfach blind durch die Gegend gesprüht, ein Einsatz bei der Nestverteidigung ist aber sehr wahrscheinlich.
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#4 Re: Camponotus rufipes - Meine zweite Kolonie

Beitrag von BenVape » 2. November 2018, 19:04

Danke, Serafine :) :)


Serafine hat geschrieben:Willkommen in der Winterruhe. Von November bis März (der Zeit in der sogar die sehr beliebten mediterranen Ameisen ihre inaktive Phase haben) ist es in Ameisenforen generell ziemlich still.

Naja, in meinem Thread zu meinen M. barbarus ist scheinbar schon seit August sowas wie "Winterruhe".... ;)
Da herrscht ja auch nicht das große Leben, mehr sowas wie ein Monolog. ;)
(wobei meine span. Mädels noch immer absolutamente nada von Winterruhe halten, im Gegenteil, mir scheint die werden von Tag zu Tag aktiver :) )

Ist aber keineswegs negativ gemeint von mir, bitte nicht falsch verstehen oder gar angegegangen fühlen. :)



Serafine hat geschrieben:Das trifft auf nahezu alle Camponotus zu. Kleinkolonien sind extrem inaktiv und kommen im Normalfall nur nachts raus. Außerdem haben sie so riesige Sozialmägen, dass sie - einmal vollgefressen - locker eine Woche im Nest sitzen und nichts tun können.

Das würde so einiges erklären.
Klar, bei max. 3 adulten Tieren und (vielleicht) entspr. kleiner Brut sind die benötigten Futtermengen so gering dass man sie mit dem menschl. Auge kaum wahrnehmen kann.
Versuche halt immer die einzelnen Näpfe (= Bohrungen in dem 4x10mm Napf) genau randvoll zu machen, um eine Referenz zu haben.
Allerdings, bei gut 26°C im Becken verdunstet der Wasseranteil von "Allzweckzelly", Zuckerwasser od. Honig(wasser) immer sehr schnell, was auch wieder täuscht.
Insofern kann ich nichtmal wirklich fundiert behaupten dass oder was sie fressen.
Was ich sagen kann, ist dass sie max. 2 große Fruchtfliegen pro Woche nehmen.


Serafine hat geschrieben:Nein, ich würde sie nicht nochmal stören. Sie haben offenbar einen Platz gefunden der ihnen gefällt und an dem sie sich sicher fühlen.

Ok, dann lass ich sie da hocken.
Hab ihnen als Alternativen eben einen kleinen Neststein mit reingestellt (Scheibe mit roter Folie abgedunkelt) und seit Sonntag ein RG welches ich soweit wie möglich abgedunkelt hab ohne dass es im Falle eines Einzugs komplett die Sicht blockiert.
Vielleicht wollen sie ja eine der beiden Alternativen annnehmen, wenn es ihnen in ihrem wirklich sehr winzigen Eck zu eng wird.
Mich wundert überhaupt dass unter den vielleicht 6 od. 7 Rindenstückchen und vielleicht 2-3mm Sand-Lehm darunter genug Platz für 3 Ameisen (plus hoffentlich etwas Brut) ist.....


Serafine hat geschrieben:Entwicklungszeit bei Camponotus variiert stark je nach Spezies, Temperatur, Jahreszeit und den Bedürfnissen der Kolonie - von 4 Wochen bis 3 Monaten ist alles möglich (Winterruhe nicht berücksichtigt, da können schnell 4-5 Monate draufkommen in der die Brut im Larvenstadium verbleibt).

Naja, da die C. rufipes keine Winterruhe halten, sondern nur max. 4 Wochen Diapause, und eine "sehr schnelle Kolonieentwicklung" haben sollen, dürfte sich bis Ende November schon mal was tun. Zumindest mal ein erkennbares Lebenszeichen.
Kann aber auch sein dass sie eben wg. dem Stress nach der "DHL-Odyssee" erstmal eine Pause von sehr variabler Dauer eingelegt haben bzw. noch einlegen.
Sprich, es kann locker bis Jahresende dauern bis da adulter Zuwachs vorhanden ist.


Serafine hat geschrieben:Ameisensäure wird eingesetzt, wenn die Ameisen in Kontakt mit einem "Gegner" (Hand, Pinzette, Beutetier, etc.) kommen. Die wird nicht einfach blind durch die Gegend gesprüht, ein Einsatz bei der Nestverteidigung ist aber sehr wahrscheinlich.

Also wird die tatsächlich versprüht/verspritzt?
Auf welche Entfernung in etwa?
Erstaunt mich etwas, dachte immer die Kleinen versuchen im "V-Fall" den Gegener zu beißen und die entstandene Verletzung dann mit ihrer Säure zu benetzen.
Also, besorgt bin ich deswegen jetzt nicht. Wollte nur wissen mit was dann mal zu rechnen ist, wenn die Kolonie größer ist und vielleicht doch mal auf die Idee kommt mich bzw. meine lange Pinzette als Feind zu sehen.


Allgemein bin ich halt ehrlich gesagt etwas verunsichert.
Zum einen hört man von myants leider nicht nur gutes (fragwürdig gepushte Königinnen), dann noch das mit der langen Versanddauer weil DHL Mist gebaut hat, die Tatsache dass die Ameisen wohl SEHR unglücklich über den feinen Erddreck in ihrem originalen RG waren und deswegen spontan ausgezogen sind, eine Königin die einen etwas "mickrigen" Eindruck machte ("mickrig" im Sinne von "sah jetzt größentechn. nicht beeidruckender aus als meine M. barbarus", obwohl in einem Haltungsbericht die Rede war dass die C. rufipes Königin doch beeindruckend groß sei), und die Tatsache dass sie sich sehr clever jeglichem Blick od. "Kontrollversuch" völligst entzogen haben.
Wie schon erwähnt, ich hab nicht die geringste Ahnung ob noch alle Drei leben, ob sie alles haben was sie brauchen (sie müssten alles haben, rein theoretisch), obs der Königin gut geht, ob sie Brut haben (und wenn ja, in welcher Menge und in welchen Stadien).........
Das machts derzeit zu ner unerwartet harten Prüfung mit sehr vielen offenen Fragen die bestenfalls die Götter beantworten können.

Und, ums so am Rande bisschen humoristisch zu betrachten, wenn die mich ZU DRITT schon nach Strich und Faden austricksen, dann steh ich bei über 1000 "Rufis" ja komplett auf verlorenem Posten..... :eek: :p :eek:



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#5 Re: Camponotus rufipes - Meine zweite Kolonie

Beitrag von Serafine » 2. November 2018, 20:37

BenVape hat geschrieben:Was ich sagen kann, ist dass sie max. 2 große Fruchtfliegen pro Woche nehmen.

Konstant zwei Fruchtfliegen pro Woche doch schonmal ganz ordentlich, da sollten eigentlich Larven vorhanden sein (wahrscheinlich so 4-10 Stück, bei Camponotus ist die Brutmenge am Anfang meist sehr gering).

BenVape hat geschrieben:Ok, dann lass ich sie da hocken.
Hab ihnen als Alternativen eben einen kleinen Neststein mit reingestellt (Scheibe mit roter Folie abgedunkelt) und seit Sonntag ein RG welches ich soweit wie möglich abgedunkelt hab ohne dass es im Falle eines Einzugs komplett die Sicht blockiert.
Vielleicht wollen sie ja eine der beiden Alternativen annnehmen, wenn es ihnen in ihrem wirklich sehr winzigen Eck zu eng wird.
Mich wundert überhaupt dass unter den vielleicht 6 od. 7 Rindenstückchen und vielleicht 2-3mm Sand-Lehm darunter genug Platz für 3 Ameisen (plus hoffentlich etwas Brut) ist.....

Das RG als Notfall-Ausweichmöglichkeit ist auf jeden Fall gut. Ja, Ameisen sind erstaunlich gut darin sich in winzige Ecken zu drücken, gerade sehr kleine Kolonien bevorzugen auch sehr kleine Nester und tropische Arten scheinen generell umzugsfreudiger als nördliche oder mediterrane Arten.

BenVape hat geschrieben:Naja, da die C. rufipes keine Winterruhe halten, sondern nur max. 4 Wochen Diapause, und eine "sehr schnelle Kolonieentwicklung" haben sollen, dürfte sich bis Ende November schon mal was tun.

"Sehr schnelle Kolonieentwicklung" ist bei Camponotus relativ, vor allem am Anfang dauert es doch. So 6-8 Wochen würde ich vom Ei zu Arbeiterin schon einplanen und dann freuen falls es doch schneller geht. Der Trick ist halt je mehr Arbeiterinnen da sind, desto mehr Brut wird aufgezogen, so ab 100 Arbeiterinnen zieht die Wachstumsrate dann sehr steil an.

BenVape hat geschrieben:Auf welche Entfernung in etwa?
Erstaunt mich etwas, dachte immer die Kleinen versuchen im "V-Fall" den Gegener zu beißen und die entstandene Verletzung dann mit ihrer Säure zu benetzen.

Meine C. barbaricus verwenden die Säure entweder um die Beute gezielt zu immobilisieren, indem sie Tropfen auf die Gelenke der Beutetiere drücken, oder ungezielt auf kurze Distanz (da wird erst mit den Fühlern der Abstand kontrolliert und dann einfach ordentlich draufgespritzt). Die scheinen auch zu wissen wo die Atemöffnungen der Beutetiere liegen, v.a. bei den Heuschrecken.

BenVape hat geschrieben:Und, ums so am Rande bisschen humoristisch zu betrachten, wenn die mich ZU DRITT schon nach Strich und Faden austricksen, dann steh ich bei über 1000 "Rufis" ja komplett auf verlorenem Posten..... :eek: :p :eek:

Meine C. barbaricus haben mich am Anfang auch vereimert, indem sie Eier und kleine Larven als Paket zusammengeklebt haben - das sah dann auf jedem Bild anders aus und es war schwer zu sagen ob da jetzt Larven waren oder nicht.
Zuletzt geändert von Ameisenstarter am 2. November 2018, 22:22, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Bitte auf korrekte Namen beim Zitieren achten
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#6 Re: Camponotus rufipes - Meine zweite Kolonie

Beitrag von BenVape » 2. November 2018, 22:56

Wiederum vielen lieben Dank, Serafine :) :)

Naja, MAXIMAL 2 Fruchtfliegen pro Woche.
Eher so eine pro Woche, im Schnitt (ok, hab sie ja auch "erst" 3 Wochen).
Kann allerdings auch sein dass von den Fruchtfliegen eine noch so halb lebt, noch ne Zuckung macht, aus dem Napf entkommt und zwischen den Rindenstücken verschwindet.
I.d.R. biete ich so 3 od. 4 Stück an, falls eben eine entkommt oder die Meisen mehr Hunger haben als gedacht.
Und ich denk dann dass eine fehlt weil sie gefressen wurde. Ist also auch nich so 100%ig die Angabe, wenn auch nach bestem Wissen und Gewissen.
Allerdings haben sie ja auch das "Jelly" (eher ein Sirup) von myants, das ist auch proteinhaltig.
Das geb ich mehr so zusätzlich zu Zuckerwasser, Honig(wasser) und Fruchtfliegen. Bringt mehr Abwechslung und falls sie das eine nicht mögen, haben sie ne Alternative.
(Hauptbestandteile: Imkerhonig 30%, Schokoschaben 16%, Zucker 15%, Traubenzucker 10% Rohrzucker 9%, Wasser 9%, Tierisches Eiweiß 10%, diverse Vitamine A-Z 0,5%, Olivenöl 0,3%, Meersalz 0,2%. Seihe: https://myants.de/Futtertiere-u/Hochwer ... llung.html)
Also, rein theoretisch müssten die Rufis ganz passabel versorgt sein.
Und ganz verkehrt ist der Sirup wohl nicht, meine M. barbarus knabberns auch ab und an gerne mal an (die mögens aber erst wenns bisschen angetrocknet ist).
Meine Barbarinnen (aktuell so ca. 30 plus etwas Brut) futtern aktuell locker 5 von den Fruchtfliegen pro Tag weg. Und würden vermutlich noch mehr wegfuttern, wenn ich ihnen mehr geben würde.

BTW, was würdest du, bzw. was würdet ihr denken wie lange man das "Jelly" von myants bei 26-28°C im Becken stehen lassen kann bevor es ungenießbar wird bzw. verdirbt?
Hatte Hr. Hiersigk zwar mal per Mail gefragt, aber leider keine Antwort mehr erhalten.



Dass sie (wenn überhaupt) erstmal nur ne kleine Brut aufziehen dachte ich mir schon.
Sind ja nur 2 Arbeiterinnen (wenn überhaupt).
Ist ja bei meinen Barbarinnen ganz ähnlich, haben mit kleineren Bruthaufen angefangen und ziehen aktuell zunehmend mehr Brut gleichzeitig auf.

Serafine hat geschrieben:Meine C. barbaricus verwenden die Säure entweder um die Beute gezielt zu immobilisieren, indem sie Tropfen auf die Gelenke der Beutetiere drücken, oder ungezielt auf kurze Distanz (da wird erst mit den Fühlern der Abstand kontrolliert und dann einfach ordentlich draufgespritzt). Die scheinen auch zu wissen wo die Atemöffnungen der Beutetiere liegen, v.a. bei den Heuschrecken.

Das ist gut zu wissen, vielen Dank für die Info. :)
Da die C. rufipes wohl deutlich besser sehen können und viel längere Fühler haben als die M. barbarus kann man wohl so von ca. 10cm "Gefahrenbereich" ausgehen, vermute ich jetzt mal.
Da kann man gut mit leben :)


Schön zu wissen dass ich nicht der einzige bin der von seinen Meisen zum Narren gehalten wird :D :D :D :D



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#7 Re: Camponotus rufipes - Meine zweite Kolonie

Beitrag von Ameisenstarter » 2. November 2018, 23:25

Hallo BenVape.

BenVape hat geschrieben:Allerdings hab ich mal gehört dass Foren wie dieses hier zum Erfahrungsaustausch dienen.
Da ist es schade wenn jemand klar lesbar Fragen an sehr erfahrene Ameisenhalter stellt, aber irgendwie keine Antwort bekommt.....


Das stimmt natürlich. Manchmal hat man nicht die Zeit zu antworten, freut sich aber über einen schönen Bericht.
Was mir ebenfalls schon passiert ist, war die Suche nach einem Diskussionsthread. Ich würde dir auch empfehlen, so einen zu erstellen. Das macht den Haltungsbericht übersichtlicher. Wenn du einen erstellen willst, kann ich die hier geschriebenen Beiträge auch gerne dorthin verschieben.


Nun, Serafine hat dir ja ausführlich geantwortet.
Die Aktivität soll bei Camponotus spp. ja zu Beginn wirklich gering sein (wenngleich ich mit Camponotus nicobarensis und Camponotus brasiliensis zwei schon früh aktive Arten erwischt zu haben scheine), da würde ich mir keine Gedanken machen.


Zu den Fruchtfliegen. Wenn du erfahren willst, ob die Fliegen denn auch wirklich eingetragen werden und nicht verschwinden, ist Abkochen ist durchaus sinnvoll, da würdest du sehen, ob sie wirklich eingetragen werden und für so kleine Kolonien sind sicher tote Futtertiere sowieso sinnvoll.

Das Sirup würde ich, wie du auch im ersten Beitrag geschrieben hast, mindestens alle 2 Tage austauschen. Sehr haltbar ist das im Terrarium nicht. Ich hatte das Sirup selbst auch mal verwendet, doch bei mir wurde es leider nicht angenommen.

Liebe Grüße :)
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#8 Re: Camponotus rufipes - Meine zweite Kolonie

Beitrag von BenVape » 3. November 2018, 09:01

Guten Morgen Allerseits :)

Ameisenstarter hat geschrieben: freut sich aber über einen schönen Bericht.

Ob meine Berichte schön oder zumindest ein klein wenig informativ sind kann ich nicht objektiv beurteilen, das müsstet ihr bzw. andere Einsteiger selbst beurteilen. :)

Ameisenstarter hat geschrieben:Was mir ebenfalls schon passiert ist, war die Suche nach einem Diskussionsthread. Ich würde dir auch empfehlen, so einen zu erstellen. Das macht den Haltungsbericht übersichtlicher. Wenn du einen erstellen willst, kann ich die hier geschriebenen Beiträge auch gerne dorthin verschieben.

Hatte ich auch schon überlegt.
Hab allerdings auch gesehen dass die meisten Haltungsberichte abrupt enden, quasi als Clifhanger, und dann sind da immer zwei Threads sinnfrei verschleudert.
Kanns aber auch irgendwo nachvollziehen, wenn ne Kolonie größer und somit stabiler/robuster wird, wirds zum berichten zunehmend uninteressant. Geht halt alles so seinen Gang.
Auch für Interessierte bzw. Einsteiger ist die Phase von Gründung über Kleinkolonie bis vielleicht so 200 Tiere am interessantesten, v.a. weil am heikelsten (und nervigsten).
Wenn du, bzw. das Team lieber zwei Threads haben möchtet, ich hab nix dagegen. Richte mich da nach euren Präferenzen. :)


Ameisenstarter hat geschrieben:Zu den Fruchtfliegen. Wenn du erfahren willst, ob die Fliegen denn auch wirklich eingetragen werden und nicht verschwinden, ist Abkochen ist durchaus sinnvoll, da würdest du sehen, ob sie wirklich eingetragen werden und für so kleine Kolonien sind sicher tote Futtertiere sowieso sinnvoll.

Naja, die sind eigentlich schon tot.
Ich fang die flugunfähigen Biester mit ner Pinzette aus ihrem Zuchtbecher und erschlag sie dann gleich mit der Spitze der Pinzette.
Werden dann jeweils sofort und quasi noch warm serviert.
Sonst würden meine M. barbarus da im Leben nicht dran gehen, wenn die Fruchtfliege noch lebt. Sind halt noch kleine Angsthasen, äh, -meisen. ;)
Nur, manchmal sind diese Fruchtfliegen-Biester zäh und machen noch so ein oder zwei Zuckungen bevor sie endgültig über die Klinge springen.
Bei Fischen z.B. isse ja manchmal ähnlich, die Zucken teils ja noch in der Pfanne.
Keine Ahnung ob so ne Zuckung ausreichen würde um aus dem Napf zu entkommen. :confused:

Ameisenstarter hat geschrieben:Das Sirup würde ich, wie du auch im ersten Beitrag geschrieben hast, mindestens alle 2 Tage austauschen. Sehr haltbar ist das im Terrarium nicht. Ich hatte das Sirup selbst auch mal verwendet, doch bei mir wurde es leider nicht angenommen.

Danke :)
Ob meine Rufis drangehen kann ich wirklich nicht sagen.
I.d.R. fülle ich von den 4 Näpfen zwei mit dem Sirup, einen mal mit Zuckerwasser, mal mit Honig od. Honigwasser (Stichwort Abwechslung), und einen mit 3-4 praktisch toten Fruchtfliegen. Flüssignahrung immer schön randvoll.
Die Näpfe sind auch nach anderthalb bis zwei Tagen etwas leerer, aber ich vermute das liegt hauptsächlich an der Verdunstung vom jeweiligen Wasseranteil.
Dazu noch die sehr geringe Menge die 3 Ameisen plus evtl. ein klein wenig Brut brauchen - Da kann man per Augenschein wirklich keine brauchbare Aussage treffen ob oder was sie (lieber) fressen.
Habs auch schon versucht sie "auszutricksen", so getan als würd ich schlafen gehen, gute halbe Stunde gewartet und mit ner sehr schwachen Taschenlampe (m. roter Folie davor) versucht sie beim Fouragieren zu erwischen. War aber leider nur Zeitverschwendung.
Entweder sind sie wirklich cleverer als ich, oder sie hatten an dem Abend einfach keinen Hunger.
Den Sirup hab ich hauptsächlich als Alternative besorgt. Einfach dass sie was haben was sie vielleicht schon kennen* und wo meinem Verständnis nach alles drin ist was man so als Ameise bzw. kleine Kolonie erstmal braucht. Quasi als "Failsafe" falls die Kleinen das was ich ihnen aus eigenem Fundus (bzw. aus Futterröhrchen vom Antstore) anbiete irgendwie nicht wollen.

*da myants lt. eigener Angabe selbst 2 Kolonien C. rufipes hat, gehe ich davon aus dass die Königinnen aus deren eigener Zucht stammen und keine Wildfänge sind - würde ich jedenfalls so machen, die Jungköniginnen der einen mit den Drohnen der jeweils anderen Kolonie zu verpaaren, spricht ja im Prinzip nichts dagegen



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