Wie reagieren die Ameisen auf die nassen Füsse? Hast du die Möglichkeit den Eingang vom Reagenzglas etwas höher zu legen, so dass zwar dann die Watte wieder trocken werden wird, aber du sie nicht überschwemmst?

Die Frage ist sehr gut und die Antwort in meinen Augen äußerst interessant. Die Königin hat als Einzige bei dem Vorfall Panik geschoben und sich hektisch bewegt (möge der Stress sie nicht schädigen). Das tat sie aber nicht wegen des Wassers sondern wegen der Erschütterung. Nach dem Befüllen des Wassertanks lief also etwas Wasser (ca. 1 cm) in die Nestkammer. Eine Ameise hing die gesamte Zeit über dem Wasser und tat: nichts. Das Wasser war zwischenzeitlich 0-1mm vom Larvenhaufen entfernt und die Ameisen taten: nichts. Die dicke Larve steckte sogar schon halb im Wasser drin, die Oberflächenspannung des Wassers verhinderte ihre Benetzung. Sie wurde immerhin umgesetzt.

Die gesamte Kolonie kam nicht auf die Idee dass Nest zu verlassen. Der Eingang blieb verschlossen.

Ich habe also wieder einen Großteil des Wassers aus dem Wasservorrat herausgesaugt und den Eingang etwas höher gelegt, damit das Wasser nicht mehr in den Nestbereich läuft.

Die Ameisen haben aber eine Wasserwache aufgestellt. 2-3 Ameisen stehen, am nun bereits etwas zurückgegangenen Wasser, und tippen regelmäßig mit ihren Fühlern darauf rum.

Von der Aktivität her würde ich von einer klaren Winterruhe ausgehen. Insgesamt bin ich mir nicht sicher, ob ich der Kolonie einen Gefallen getan habe. Aber ich will doch nicht, dass sie vertrocknen...

Ich lese immer wieder von Versuchen zur Wiederbefüllung der Wasserkammer (mit Spritze auffüllen, Loch bohren). Ich hab da auch schon so meine Erfahrungen gemacht. Es endet meist mit nassen Füßen für die Ameisen, da in den meisten Fällen Wasser in die Brutkammer gelangt. Ich würde aus meinen Erfahrungen und den Erfahrungen anderer daher raten, die Wasserkammer leer zu lassen und das Problem anders zu lösen.

Bei Winterruhe, also wenn die Ameisen vielleicht die Brutkammer nicht selbst verlassen können, reicht das Anbieten eines weiteren RG mit Wasserkammer nicht aus. Man muss schauen, dass man die Luftfeuchte anders hoch hält. Zum Beispiel kann man das alte RG in eine Dose auf ein Schwammtuch legen. Das Schwammtuch befeuchtet man dann regelmäßig und verschließt dann die Dose (in Kühlschränken verdunstet sehr viel Feuchtigkeit oder bei zu viel Feuchtigkeit vereist der Kühlschrank evtl.).

Wenn sich die Ameisen noch von selbst bewegen können, würde ich einfach nur ein neues RG anbieten und die Ameisen selbst entscheiden lassen. Aber wenn sich tagelang nix tut, wird man als Halter unsicher. So ging es mir auch. Von daher ist dein Befeuchtungsversuch verständlich. Manchmal holen die Ameisen auch unbemerkt Wasser vom neuen RG. Das kann dann schon ausreichend für sie sein. Und deshalb verlassen sie das alte RG nicht. Man kann das neue RG natürlich attraktiver machen. Eingang verengen (Watte und Strohhalm) und abdunkeln. In Summe bewegt es die Ameisen dann vielleicht doch sich zu bewegen.

AtTheAnt hat geschrieben: ↑

14. Februar 2022, 17:08

Hallo allerseits,

Winterruhe? Naaaaaain.

gelegentlich findet man sie: Hinweise zur Diapause von Arten, die man unter der Kategorie "Winterruhe: Nein" findet. Ich las iwo Mal den Rat, sich beim Händler nach der genauen Herkunft der Ameisen zu erkundigen und in der Tat klingt das überaus sinnvoll. Wo es in den "Wintermonaten" "kalt" ist, da machen Ameisen auch eine Winterruhe/Diapause. Ich habe also bei Myants Mal nach Camponotus japonicus geschaut und eine Ortsangabe gefunden.

https://www.laenderdaten.info/Asien/Chi ... 025%20Grad.

Südliches China. Mal angenommen, die deutschen Ameisenhändler bekommen ihre Ameisen von den gleichen Verkäufern, kann man festhalten: von Anfang Dezember bis Anfang März ist es dort eher um 15 °C und somit von der Temperatur perfekt für eine Diapause.

Diapausen sind wohl auch, besonders bei kleineren Kolonien, üblich.

Es war somit die dümmste Idee, zur beginnenden Winterruhe meiner Lasius niger, eine einzelne Camponotus japonicus-Königin zu kaufen und darauf zu hoffen, dass deren Entwicklung mich bis zum Auswintern meiner Lasius niger beschäftigt.

Achja und die Luftfeuchtigkeit ist dort deutlich höher.

Man muss aufpassen mit den Begrifflichkeiten. Es haben sich 3 voneinander abzugrenzende Begriffe in den Shops und in der Ameisenhaltung etabliert. Winterruhe, verkürzte Winterruhe und Diapause. Die sind eh schon unglücklich gewählt und stimmen auch nicht mit dem überein, was man in Biologie-Lexika finden wird, wenn man bei Überwinterung von Insekten nachschaut. Es muss natürlich nicht so sein und manche nutzen die Begrifflichkeiten anders. Manchmal lohnt das genaue Nachfragen. Hier eine Variante, wie ich sie oft angetroffen habe:

Winterruhe betrifft die heimischen Arten und Arten, die aus noch kälteren Gebieten kommen (Nordeuropa, z.B.). Diese sind aufgrund der deutlich ausgeprägten Winter von Oktober bis April inaktiv. Dies sollte man in der Heimhaltung simulieren, in dem man sie bei ca. 5 Grad Celsius hält in diesen 5-6 Monaten.

Verkürzte Winterruhe betrifft die südeuropäischen und Nordafrikanischen Arten (und evtl. Arten aus vergleichbare Gebiete in Asien). Dort sind die Winter etwas milder. Trotzdem ist das Nahrungseangebot stark verknappt. Daher legt die Gyne meist eine Legepause von November bis Februar ein. Die Kolonie ist dabei aber aufgrund der milderen Temperaturen von meist über 10 Grad aktiv. Zumindest ein wenig aktiv. Denn Fouragieren wird auf ein Minimum begrenzt. Brutpflege ebenfalls. In der Heimhaltung sollte man diese Arten von November bis Februar bei 10-15 Grad halten.

Diapause meint eine Legepause bei Exoten. Dies wird nicht unbedingt aufgrund der Temperatur veranlasst, da es das ganze Jahr warm genug wäre. Aber es kann z.B. aufgrund von Regenzeit oder anderer starker Schwankung der Luftfeuchtigkeit veranlasst sein. Oder es gibt einfach Phasen, wo sich die Gyne vom Eierlegen erholt und daher eine Pause einlegt. D.h. auch Exoten ohne verkürzte Winterruhe oder Winterruhe können Phasen im Jahr haben, wo die Brut stark zurückgeht. Das kann auch in der Heimhaltung passieren. Dann muss man halt geduldig sein.

Bei Camponotus japonicus kommt so einiges zusammen, was Tipps für die Heimhaltung nicht einfach macht. Sie kommen wohl in mehreren Klimazonen vor. Das heißt ihr Verhalten ist je nach genauer Herkunft nicht vergleichbar mit derselben Art aus einer anderen Klimazone. Manchmal reichen hierzu ja auch schon eine andere Höhenlage in wenigen Kilometern Entferung aus. Sie sind zudem als Langsamentwickler bekannt. D.h. die Legeleistung ist z.B. nicht mit Camponotus nicobarensis vergleichbar. Sie reagieren scheinbar manchmal sehr sensibel auf den Transport und legen erstmal eine Legepause ein. D.h. nach Ankunft ist sowieso erstmal gar nichts los. Das habe ich zumindest immer wieder in Haltungsberichten gelesen. Ich selbst halte Camponotus japonicus nicht.

Zur Luftfeuchtigkeit: Ich könnte fast wetten, dass die Luftfeuchtigkeit im Nest einer heimischen Lasius niger nicht anders ist als die Luftfeuchtigkeit im Nest einer chinesischen Art. Selbst wenn vor Ort im Freien die Luftfeuchtigkeit deutlich höher ist als in Zentraleuropa. Die Erde kann sehr viel Feuchtigkeit speichern. Aber ich kenne auch die Tipps, dass man die Luftfeuchtigkeit erstmal erhöhen soll, um die Gyne in Legelaune zu bringen. Da die Gyne aber dann meist noch im Reagenzglas ist, halte ich den Effekt der Luftfeuchtigkeiterhöhung für sehr gering. Denn im RG-Nest ist es ja schon sehr feucht.

Danke für deinen ausführlichen Beitrag.

Ich fand dieses Video bezüglich der Winterruhe allgemein ganz interessant und hilfreich für "Anfänger"

https://www.youtube.com/watch?v=w7RLqOUSa0E&t=2s

Was haltet ihr davon, die Kolonie zu pushen? Ich habe gesehen, dass man für viel Geld passende Puppen kaufen kann. Seit über 6 Monaten sind keine Arbeiterinnen mehr dazugekommen. Es sind noch 9.

https://qualityants.nl/de/produkt/campo ... 10-puppen/