KFKA - Ameisenhaltung kurze Fragen, kurze Antworten

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Lagertha
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#12345 KFKA - Kurze Fragen, kurze Antworten

Beitrag von Lagertha » 17. Juli 2023, 19:28

Hallo.
Ich habe mal wieder eine kurze Frage:
Ich bin mir sehr sicher, dass ich heute im Wald, eine Formica rufa Königin gesehen habe. Natürlich habe ich sie in Ruhe gelassen, da ich weiß, dass sie geschützt sind.
Nun frage ich mich aber, wie ich Formica rufa von Rossameisen unterscheiden kann. Ich habe versucht viel zu googeln beziehungsweise Bilder zu vergleichen. Aber leider bin ich mir nicht sehr sicher. Ich möchte unbedingt verhindern, irgendwann mal fälschlicherweise (in der Annahme ein Rossameise gefunden zu haben) eine geschützte Art einzufangen.
Korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liege, aber ich glaube herausgefunden zu haben, dass bei Formica rufa der Kopf immer zweifarbig ist, der untere Teil rötlich, der obere Teil dunkel/schwarz. Ist das ein sicheres Unterscheidungsmerkmal?
Wenn das der Fall ist, sehe ich im Wald irgendwie nur Formica rufa, und habe noch nie bewusst ein Rossameise gefunden.
Vielen Dank im Voraus



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Zitrus

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#12346 KFKA - Kurze Fragen, kurze Antworten

Beitrag von Zitrus » 17. Juli 2023, 20:24

Lagertha hat geschrieben:
17. Juli 2023, 19:28
Korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liege, aber ich glaube herausgefunden zu haben, dass bei Formica rufa der Kopf immer zweifarbig ist, der untere Teil rötlich, der obere Teil dunkel/schwarz. Ist das ein sicheres Unterscheidungsmerkmal?
Ja, keine heimische Camponotus-Art weist einen zweifarbigen Kopf auf. Die Königin von Camponotus lateralis hat einen schwarzen Kopf und rote Mandibeln, aber die Art ist in Deutschland extrem selten. Auf antmaps ist nicht ein bestätigter Fund eingetragen.

Wenn es um die Unterscheidung von Waldameisen und Camponotus ligniperda/herculeanus geht, gibt es abgesehen von der Färbung des Kopfes und dem Rot-Ton vom Mesosoma ein weiteres, sehr einfach erkennbares Unterscheidungsmerkmal; das Seitenprofil vom Thorax. Bei Formica weist er zwei "Höcker" auf, während er bei Camponotus stromlinienförmig ist:

Bild
Bild

Vom Verhalten her unterscheiden sie sich ebenfalls sehr. Formica sensu stricto sind sehr flink, sehr angriffslustig und greifen einen für gewöhnlich an, wenn man ihnen den Finger hinhält oder auch völlig unprovoziert (Eindrigen ins Territorium ist schon genug Provokation). Camponotus sind deutlich gemächlicher unterwegs (außer bei hohen Temperaturen) und selbst die großen Majore ergreifen meist die Flucht, wenn man sie anfasst (außer am Nesteingang).
Lagertha hat geschrieben:
17. Juli 2023, 19:28
Wenn das der Fall ist, sehe ich im Wald irgendwie nur Formica rufa, und habe noch nie bewusst ein Rossameise gefunden.
Waldameisen sind aufgrund ihrer teils enorm großen, polydomen Kolonien sehr auffällig und eine einzige Kolonie kann einen weiten Umkreis fast unbetretbar machen, weil einfach überall Arbeiterinnen rumlaufen, die einem am liebsten die Beine hochlaufen wollen, während selbst große Camponotus-Kolonien (ein paar Tausend Arbeiterinnen) ziemlich unauffällig sein können und die Arbeiterinnen oftmals einzeln verstreut rumlaufen. Hier und da sieht man eine Straße, aber selbst die sind trotz der Größe der Arbeiterinnen leichter zu übersehen als ein Mega-Highway der Waldameisen.

Es sei noch gesagt, dass die in unserem Raum am häufigsten vorkommenden Vertreter der Untergattung Formica sensu stricto ohne starke Vergrößerung nicht sicher von einander zu unterscheiden sind. Zwischen Formica rufa und polyctena gibt es sogar Hybridisierung (Formica rufa x polyctena).



Lagertha
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#12347 KFKA - Kurze Fragen, kurze Antworten

Beitrag von Lagertha » 17. Juli 2023, 20:31

Wow, danke für die ausführliche Antwort!!
Das ist mir jetzt wesentlich klarer!



Quintana2612
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#12348 Messor barbarus Königin außerhalb des RGs

Beitrag von Quintana2612 » 21. Juli 2023, 15:46

Hallo ihr Lieben,

Wir bzw. unser Sohn sind blutige Anfänger in der Ameisenhaltung und deswegen brauchen wir dringend euer Wissen 🙏
Wir haben heute festgestellt, dass , bis auf die Königin und eine winzig kleine Arbeiterin, unsere Mini Messor barbarus Kolonie gestorben ist.
Wir haben das Formicarium im Dunkeln gehabt und heute feststellen müssen, dass sich auf der Rückseite (für uns nicht sichtbar) Schimmel gebildet hat😔. Das Völkchen hatte zu Beginn 7 Arbeiterinnen. Als ich heute das Wasser kontrollieren wollte, ist mir aufgefallen, dass die Königin draußen rumläuft und keine einzige andere Ameise zu sehen war. Ich habe jetzt in den letzten Stunden soooo viel gelesen und bin mir immer noch unsicher.
Ich habe die Königin nun in ein mit einem Wasserspeicher gefülltes Reagenzglas gesetzt, aber sie will da unbedingt raus, habe ich das Gefühl 🙈
Zudem ....wie füttere ich sie? Soll ich Hirse reinlegen, Honiglösung tröpfchenweise geben? Was nehme ich als Eiweißquelle? Ich habe gelesen, dass sie Protein braucht um einen Volk zu gründen? Wenn sie soweit versorgt sein sollte... wie oft soll ich ihr Futter anbieten? Überlebt sie überhaupt?
Fragen über Fragen....wenn es sich nicht um eine Messor barbarus Königin handeln würde, sondern um eine einheimische Art...würde ich sie freilassen, da sie dann bestimmt bessere Chancen hätte zu überleben 🙈
Liebe Grüße Mo



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#12349 KFKA - Kurze Fragen, kurze Antworten

Beitrag von Zitrus » 21. Juli 2023, 20:17

@Quintana2612

Hallo erstmal und willkommen im Forum!

Das Formikarium braucht ihr nicht abdunkeln, nur das Reagenzglas und gegebenenfalls später das Nest.
Quintana2612 hat geschrieben:
21. Juli 2023, 15:46
Ich habe die Königin nun in ein mit einem Wasserspeicher gefülltes Reagenzglas gesetzt, aber sie will da unbedingt raus, habe ich das Gefühl
Lebte die Kolonie zuvor nicht in einem Reagenzglas? Wenn sie nun keine Arbeiterinnen mehr hat, kannst du sie wie eine gründende Königin behandeln; sie ist also im RG erstmal gut aufgehoben, auch wenn sie jetzt noch unter Strom steht.
Quintana2612 hat geschrieben:
21. Juli 2023, 15:46
wie füttere ich sie?
Du kannst ihr, damit sie wieder zu Kräften kommt, einen Tropfen Zuckerwasser und eine kleine, tote Fliege oder Ähnliches anbieten.
Danach braucht sie eine Menge Ruhe und Zeit. Am besten dunkelst du das RG mit Alufolie o.ä. ab und legst es an einen dunklen, erschütterungsfreien Ort.
Schau möglichst selten nach, um sie nicht unnötig zu stressen; vor allem, wenn sie auf die Störung mit Panik reagiert.
Quintana2612 hat geschrieben:
21. Juli 2023, 15:46
Überlebt sie überhaupt?
Das kann niemand sagen, aber wenn sie den Stress und den Verlust ihrer Arbeiterinnen verkraftet und nochmal neu gründet - ja.

Ein ziemlich holpriger Start in die Ameisenhaltung für euch, aber das kann noch werden. Viel Glück!



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#12350 KFKA - Kurze Fragen, kurze Antworten

Beitrag von Harry4ANT » 21. Juli 2023, 21:03

Und schaut nochmal nach der einen kleinen Arbeiterin - wenn diese heute Morgen noch gelebt hat stehen die Chancen ganz gut, dass diese auch jetzt noch lebt.

Diese Arbeiterin würde die Erfolgsaussicht für einen Neustart erheblich verbessern bzw. diesen enorm beschleunigen.
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#12351 KFKA - Kurze Fragen, kurze Antworten

Beitrag von AntMan1 » 30. Juli 2023, 02:49

Kann man bei einer Camponotus ligniperdus start Kolonie mit grademal 4 Arbeiterinnen "Micro Mittelmeergrillen" von der größe einer Fruchtfliege lebend in den Antcube geben? Totes Futter ist in der größe immer so schnell hinüber. So kleine Maden von 2-3mm sind auch nach paar std dunkel und hart. Oder werden die Micro Grillen in einem 20x20 cube womöglich gar nicht gefunden von den wenigen Arbeiterinnen? Die ca. 10 Larven die bei der Queen sind brauchen ja tierisches futter.



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#12352 KFKA - Kurze Fragen, kurze Antworten

Beitrag von Serafine » 30. Juli 2023, 02:58

Wenn die Ameisen die Grillen erwischen können sollte das kein Problem sein. Frage ist ob sie überhaupt an lebendem Futter interessiert sind, meine haben damals einen großen Bogen um alles gemacht, was sich noch irgendwie bewegt hat (Ausnahme Fruchtfliegen).
Was das schlecht werden angeht, junge Camponotuskolonien suchen typischerweise nachts nach Futter. Meine sind immer ziemlich exakt 5-10 Minuten nachdem das Licht aus war rausgekommen.
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