Hallo,

seit 2-3 Jahren beobachte ich bei uns um das Haus herum und auch im gesamten Stadtgebiet sehr viel mehr Ameisenaktivitäten. Etliche Bürgersteige und Pflasterwege sind mit Sandhaufen bespickt.
Um unser Haus herum sind der Garten und die bepflasterten Teile ebenfalls bevölkert.
An einer Stelle haben sich die Ameisen an unserem Wintergarten mit Holzkonstruktion vergriffen. Das konnte ich mit mehrmaligem Abdichten mit Dichtstoffmasse verhindern. Da ist seit einem Jahr Ruhe.


Seit ein paar Wochen habe ich aber immer wieder Ameisen an der Laibung der Terassentür. Die Hauswand ist mehrschalig aufgebaut. Durch Ritzen wandern die Tiere hinter die Klinkersteine.
In meiner Naivität habe ich zunächst einfaches Insektizit (Esbiotrin und Permitrin) von Feinkost Albrecht auf die betroffene Stelle gesprüht. Das Zeug bietet angeblich "bis zu 3 Monaten Langzeischutz". Nach wenigen Tagen rannten dort aber wieder putzmunter Ameisen herum - auch einige mit Flügeln.

Jetzt habe ich mal ein bisschen gegoogelt und teilweise richtige Horrorstorys gelesen. Einer berichtet davon, dass er aus dem Haus ausgezogen ist und in einem Raum den Estrich rausgekloppt hat, weil die Meisen Kork, Holz und Styropor darunter durchlöchert haben.

Unser mehrschaliger Wandaufbau mit Spanplatten, Holztragwerk und Klinkersteinen bietet sicher etliche vorzügliche Lebensräume für die Ameisen. Deswegen bin ich im Moment ziemlich besorgt darum, dass die sich hier langfristig festsetzen.

Dieses Forum hier scheint mehr für die Leute gemacht zu sein, die sich Ameisen absichtlich zu sich holen. Da meine Registrierung bei der Ameisenwarte bisher aber erfolglos war und ich keine Zeit verlieren möchte, wollte ich hier nachfragen, wie ich am Besten die Art der Ameisen bestimmen lassen kann (ist vermutlich notwendig) und wie ich die Ameisen am Besten vom Haus fernhalten kann.

Hallo Zonk,

falls möglich mach doch mal ein Foto von den Ameisen; idealerweise eine Makroaufnahme von mehreren Seiten. Des weiteren wäre eine genaue Beschreibung der Tiere hilfreich; wenn möglich nachmessen, man verschätzt sich leicht. Weiterhin kann eine genaue Ortsangabe hilfreich sein.

Viele Grüße,
Diffeomorphismus

Fotos mach ich, im Moment liegen dort nur verendete Tiere herum. Die will hier im Forum wahrscheinlich niemand sehen. Aber es werden sicher in 1-2 Tagen wieder ein paar Tierchen vorbei schauen.

Auf den Fotos, die ich bisher gemacht habe, habe ich einen Zollstock direkt daneben gelegt, sodass ich die Länge ziemlich genau bestimmen kann. Die einfachen Tiere (ohne Flügel) sind etwas länger als 3mm (ohne Fühler und Beine).


Die ersten und mit Abstand meisten Tiere habe ich im Bodenbereich gesehen.
Die kommen hinter einem Brett hervor, welches die Hinterlüftung zwischen der äußeren Mauerschale und der Wärmedämmung des Hauses in der Laibung der Terrassentür verblendet. Wenn ich das Brett abnehmen würde, könnte ich zwischen Mauer und Dämmung gucken.

Ein paar einzelne Tiere habe ich inzwischen auch im oberen Bereich dieses Brettes, als in ca 2m Höhe gesehen.


BTW: Da der Wintergarten keine Beschattung hat, steigen die Temperaturen darin ziemlich oft auf über 45°C. Da haben sich die Ameisen einen sehr warmen Platz ausgesucht.

Hallo Zonk,

auch Fotos von den toten Tieren könnten hilfreich sein. So kannst Du die Tiere wenigstens in Ruhe abbilden.

Viele Grüße,
Diffeomorphismus

OK, hier sind ein paar Bilder. Es ist immer das gleiche Tier, bis auf Bild3.
Bild 3 zeigt ein geflügeltes Tier.

http://up.picr.de/18777656gc.jpg
http://up.picr.de/18777657dq.jpg
http://up.picr.de/18777658ta.jpg
http://up.picr.de/18777659mh.jpg
http://up.picr.de/18777660ve.jpg
http://up.picr.de/18777661ml.jpg
http://up.picr.de/18777662im.jpg

Meiner Meinung nach nennt sich diese Ameise Lasius cf. niger. Eine weit verbreitete Ameise die man eigentlich schnell mal wo entdeckt, ob das jetzt auf der Edelrose am Blattlausherden bewirtschaften ist oder ihre auffallenden Hügelbauten.

Grundsätzlich ist diese Ameise, soweit ich das beurteilen darf, keine Hausameise im Sinne von Holzzerstörend o.ä.
Sie ist einfach wahnsinnig wiff und findet oft Schlitze und Gänge die in die menschliche Obhut führen. Das sie jetzt wie Termiten dein Haus zerlegen wird, kannst du ausschließen (sowas hätte ich noch nie von dieser Ameise gehört oder gelesen). Eher wird sie sich an Nahrung verkrallen wollen oder den Zuckerbehälter beim Kaffeegeschirr aufsuchen. Zum nisten und überleben braucht diese Ameise Feuchtigkeit, daher wird sie in deinen staubtrockenen Hauswänden nicht wirklich Freude finden.

Das Exemplar Nr.3 ist ein Drohn, also eine männliche Ameise, die nach der Begattung bald sterben. So wie es aussieht will dieses Volk bald mal schwärmen und wird daher mehr Augenscheinlicher. Nach diesem Ansturm wird es aber bald wieder ruhig um diese Stelle...

Das du diese Ameisen oder generell Ameisen überall und in der ganzen Stadt findest, ist einfach der Grund das Ameisen bzw. gewisse Arten sowas wie Kulturfolger sind und sich in menschlicher Nähe wohl fühlen können. Allein die Straßen, Pflasterungen und sonstige Steinbauten mit Fugen usw. sind wunderbare Sonnenplätze für sie, sie nutzen die Wärme die ja besonders im Hochsommer noch weit bis in die kühlere Nacht hinein präsent ist, hier kann sich besonders ihre Brut schneller entwickeln. Also keine Angst, dass ist ganz normal wenn überall Ameisen sind .

Das sie aber in deinem Haus herum flitzen, kann ich verstehen, dass dir das nicht gefällt. Ich hoffe du bekommst noch Beratung von der Ameisenschutzwarte, weil ich bin kein Profi in Sachen Schädlingsbekämpfung und meine Worte oben entstanden aus reinem Hausverstand. Auf jeden Fall möchte ich dich berruhigen, du hast keinen Hauszerstörer bei dir als Untermieter!

Wenn ich an meine Großeltern denke, die haben seit jeher Lasius niger im Haus laufen, einmal mehr, einmal weniger. Früher raubten sie tatsächlich auch etwas den Zuckerbehälter wow fand ich das als kleines Kind und zu dieser Zeit bereits schon großer Ameisenfreund witzig! Und das Haus steht heute noch und es gibt auch keine Schäden.

Ich würde mal denen Zuckerwasser füttern und beobachten wo die angefressenen (dicken Abdomen) Ameisen hin laufen... die wollen nämlich das Futter nach Hause tragen . Wenn du die Ritze findest, wieder verschließen, mit Silikon, ganz dick. Und falls du gar nicht mehr weiter weißt, würde ein Ameisenköder reichen... obwohl ich Gift in jeder Art und Weise verabscheue und wirklich hasse... das kommt dann so oder so wieder in die Natur raus und andere Tiere werden die toten Ameisen fressen usw. usf.... also bitte vlt. erst mal mit Verschließungsmitteln arbeiten. Du kannst ja auch manchmal die Freibeuter einsaugen mit dem Staubsauger, falls dir das alles schon unangenehm werden sollte .

So eine Ameisenkolonie kann schon einige Jahre leben, erst wenn die Königin stirbt, ist es vorbei. Wenn du sie 100% los werden willst, geht eigentlich nur der Ameisenköder und erfahrungsgemäß (sah ich damals bei den Fast-Schwiegereltern) weiß ich das das oftmal nix bringt. Man tötet zwar die Scouts und nachfolgenden Mitläufer, aber oftmals wird die Königin nicht damit gefüttert und nächstes Jahr kommen dann wieder Scouts an der selben Stelle hervor... sie machten das ganze fünf Jahre und immer noch kommen sie durch die Haustüre. Aaaaaaaaalso... nicht so fix die Chemiekeule.

Ich hoffe, ich konnte dir da etwas weiter helfen und dir eine dicke Portion Angst weg nehmen! Mein Beitrag hier ist weder sarkastisch noch böse gemeint, falls das so rüber kommen sollte! Bin ein lieber Mensch, von daher . Ich möchte dir in diesem Sinne viel Erfolg bei deiner Situation wünschen.

glg
Michi

Nachtrag:

Da ich ja schlecht deine Situation trotz Beschreibung einschätzen kann und auch nicht weiß wie stark die Aktivitäten dieser Ameisen wirklich sind... hier mal ein Link:

http://www.ameisenforum.de/einsteigerfragen/50031-brauche-hilfe-gegen-ameisen.html

Da berichtete ein User das die Ameisenköder Wirkung zeigten... man muss wohl einfach seine Erfahrungen machen. Hier findest du auch einen Link der direkt zu einer Suche mit Ergebnissen aus dem ASW-Forum führt.

So, mehr kann ich leider nicht mehr helfen!

glg

Edit: Um nochmal darauf zurück zu kommen:

Zonk hat geschrieben:.... Die kommen hinter einem Brett hervor, welches die Hinterlüftung zwischen der äußeren Mauerschale und der Wärmedämmung des Hauses in der Laibung der Terrassentür verblendet. Wenn ich das Brett abnehmen würde, könnte ich zwischen Mauer und Dämmung gucken.

Wäre es sehr umständlich da wirklich nachzuschauen? Vlt. kannst du da dann ja einen verdächtigen Schlitz mit Silikon verschließen o.ä.!

Hallo Sajiki,

vielen Dank für deine ausführliche Einschätzung. Es beruhigt mich tatsächlich etwas, dass du als fortgeschrittener Halter die Art nicht als sehr schädlich einstufst.
Dass ich mir eine zähe und zerstörerische Art eingefangen habe, habe ich auch nicht für sehr wahrscheinlich gehalten, aber da ich es nicht ausschließen kann, und da die Folgeschäden enorm sein können, bin ich natürlich trotzdem beunruhigt.

Anders als bei einigen anderen Tieren, habe ich weder Ekel noch Angst bei Ameisen. Ich finde diese Tiere eher faszinierend und vermute, dass sie nützlich sind. In meinen Wohnräumen möchte ich sie aber trotzdem nicht haben. Das würde früher oder später auch dazu führen, dass sie sich bei den Lebensmitteln breit machen würden.

Den Bereich hinter der äußeren Mauerschale kann man nicht versiegeln. In der Mauer sind absichtlich Lüftungsschlitze eingebaut, damit Kondens- und Regenwasser abziehen kann.
Der Ãœbergang von der Mauer zum Dach ist ebenfalls offen.

Das Laibungsbrett kann man auch entfernen. Ein paar ähnlich verbaute Bretter an anderen Fenstern habe ich schon zu Renovierungsarbeiten entfernt. Allerdings gehen dabei sowohl Steine, als auch Fugenmaterial kaputt und das Brett selbst müsste danach ersetzt werden. Sobald ich weiß, wie ich danach weiter vorgehen kann, und wenn das Öffnen dafür hilfreich ist, werde ich es machen.

Ich bin auch kein Freund von Giften. Im Wohnraum (Wintergarten) schon mal gar nicht, und außerhalb des Hauses möchte ich es auch nicht haben. Gift ist für mich das letzte Mittel, aber ich habe noch nicht gehört, dass man Ameisen auch anders vertreiben kann.

Jetzt nach 2 Tagen krabbeln wieder vereinzelt ein paar Tiere hinter dem Laibungsbrett hervor. Ein paar gewöhnliche Ameisen rennen ganz hektisch hin und her. Ein paar Tiere mit Flügeln stecken vorsichtig die Nase an die frische Luft. Da die Sonne seit ein paar Stunden wieder zu sehen ist, haben wir im WiGa 32°C. Das scheint für die Krabbler so eine Art Startsignal zu sein.