Hola,
vorweg:
Wie lange lebt eine Ameisengeneration...
Eine Generation? Alle Nachkommen einer
Gyne sind aus der selben Generation, erst deren Nachkommen, die Enkel der
Gyne, wären dann die nächste Generation!
Ein paar Dinge zu dieser Diskussion:
Es werden bei Ameisen keine defeken oder nicht mehr voll funktionierenden Ameisen aussortiert! Sie bleiben solange im Nest und werden versorgt, bis sie a) nicht mehr nach Ameise/Volkszugehörig riechen oder b) verendet sind und nach "Entsorgung" riechen. Auch die älteste Ameise ohne Beine kann noch einen wertvollen Beitrag leisten und Nahrung vorverdauen.
Ich habe jedenfalls noch keine Polyrhachis dives an Altersschwäche sterben sehen...
Wie macht sich det bemerkbar? Strumpeln sie mit Rollator und Zivimago zur Abfallkippe und mieten sich dort einen Grab-Platz, bevor sie ins Hospitz gehen?
Eine Bevölkerungskontrolltheorie halte ich für sehr abwegig, da extrem teuer! Wieso sollte man teuer hochgezogene Imagines killen, um den nahrungshungrigen und arbeitsintensiven
Larven Platz zu schaffen? Effektiver und somit Ameisentypischer WÄRE in einem solchen Szenario das Töten und Fressen der
Larven sowie eine Drosselung der Reproduktion.
Ein Sterbebecken habe ich regelmäßig in meinen Anlagen, nur nenne ich es Abfallbecken
Polyrhachis nutzen es nicht zum Suizid!
Um die Entsorgung der Toten zu erleichtern, ist ein solches Abfallbecken mehr als angeraten... am Effektivsten übrigens, wenn der Abfall und die Toten von einer kleinen Klippe oder einem Ästchen geworfen werden können.
Kleine Schale aufstellen, aussen mit Einbruchssicherung versehen, und eine kleine Rampe zur Mitte hin ragen lassen. Bei mir hat es geholfen, wenn die Rampe etwas Abfall am Ende aufliegen hatte. (Kann aber auch unnötig gewesen sein)
Es ist denkbar, dass Baumbewohner z.B. die Gewohnheit haben, niemals etwas loszulassen, bevor das Transportgut am Ziel angelangt ist. (Weil es sonst vom Baum herunterfällt.) Solche "Gewohnheiten" sind bei Insekten genetisch festgelegt.
Das könnte dann dazu führen, dass sie unfähig sind, Abfall, Kranke oder Tote einfach am Boden zu deponieren.
Vielmehr sehe ich den Grund für das endlose Herumgeschleppte in den immer frischen Duftspuren der Imagines!
Die tragende Ameise findet einfach keinen Platz im Formicarium, der nicht nach frischen Duftspuren riecht! Somit würde sie den Abfall geruchlich mitten in belaufene Straßen und Plätze legen. Also sucht sie solange weiter, bis sie endlich einen geeigneten Platz ohne frische Duftspuren gefunden hat... und bei welchem Halter gibt es schon diese Plätze?
Den Grund für die Angriffe sehe ich in erheblich zu kleinen und schlecht belüfteten Formicarien. Auch ein 17m langer Schlauch ist keine Lösung, da er innen immer fett nach Ameisen stinkt! In einem Schlauch hat sich die Arbeiterin also nicht von Ihrem Volk entfernt, sondern wandelt immer noch mitten in den bevölkerten Straßen!!
Bei den Angriffen habe ich oft beobachtet, dass dem Angriff eine "Aufregung" vorangegangen ist. So knuspert eine Arbeiterin friedlich an einem Fleischbröckchen bzw lauert auf ein Beutetier, und plötzlich befühlert eine andere Abeiterin recht grob die Knuspernde... diese "erschreckt" sich und greift die neue Arbeiterin an, wobei sie wohl vor Schreck ein kleines Windchen aus Alarmpheromonen fahren lässt. Sofort werden andere Arbeiterinnen alarmiert und greifen ebenfalls die Arbeiterin an... Kettenreaktion und schon wird die Arbeiterin gestreckt und als Feind erlegt. Das Totstellen der angegriffenen Arbeiterin wird wohl dazu dienen, die Angreiferin(en) nicht weiter zu reizen, damit der Irrtum erkannt werden kann. In der Enge der Formicarien jedoch bleiben die Pheromone stehen und reizen die Angreiferinnen weiter zum Strecken und zur Abgabe neuer Pheromone.
Und: je gereizter/übervölkerter/aufgeregter das Volk, desto mehr und intensivere Angriffe konnte ich verzeichnen.
Warum nur
Polyrhachis? (nicht nur
P. dives)
Auch bei anderen Gattungen sind häufig kurze Attacken zu beobachten... allerdins wird der Irrtum meist schnell erkannt und der Angriff beendet.
Ich vermute, dass
Polyrhachis starke/langlebigere Pheromone besitzt, und schnell und heftig auf diese reagiert. So kann eine Schrecksekunde bei anderen Familien schneller verduften, bei
Polyrhachis bleibt der Geruch jedoch noch länger in der Luft, oder geringere Mengen reichen bereits aus.
Aufgrund der Lebensweise, aggressiven Verhaltensweise und dem eindrucksvollen Beuteschema würde es auch Sinn machen...
Die Angriffe konnte ich fast vollständig unterbinden, nachdem
sehr gut gelüftete Becken mit viel Auslauf in 3 Dimensionen geschaffen wurden und die Imagines reichlich Schikanen auf dem Weg zum Futter zu bewältigen hatten.
Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!