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Diskussion zum Haltungsbericht - Camponotus fellah

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#97 AW: Diskussion zum Haltungsbericht - Camponotus fellah

Beitrag von Imago » 7. Februar 2012, 07:11

Hallöle!

Also was ich mir noch vorstellen kann bei Deiner Kolonie, dass sie auf der Suche nach Nahrung sind, darum die Außenaktivität die ich bei mir nicht verzeichnen kann. Ist die Kolonie gesättigt, zeigt sich vielleicht erst die Nachtaktivität in vollen Zügen.

Ich habe bei mir ein ganz simples, dennoch absolut aussagekräftiges Beispiel der Nachtaktivität meiner Kolonie. Das Nest in dem sie leben ist genau zur Hälfte erwärmt mit einer Heizmatte. Diese Wärmezone wird tagsüber so gut wie gar nicht verlassen (ich spreche nur von dem Nest, hier geht es jetzt nicht um Außenaktivität) und in dem anderen Teil des Nestes, welcher nicht erwärmt wird, befindet sich höchstens mal eine Ameise.

Das Nest ist komplett mit roter Folie abgedeckt.

Erst nachts/ sobald es dunkel wird, verlagert sich ein Teil der Kolonie in den nicht erwämten Bereich.

Desweiteren verhält sich meine Kolonie wie folgt:

Wie ich bereits berichtet hatte und ich glaube Dir war es auch aufgefallen Streaker87:

Es gibt bei Camponotus fellah lichtempfindliche so wie lichtunempfindliche Ameisen. Ob es nun wirklich so ist, bleibt dahingestellt aber manche Arbeiterinnen regaieren sehr stark auf Lichteinfluss, andere wiederum gar nicht. Wenn ich mitten in der Nacht zwischen zwei und drei Uhr, dass Licht einschalte, zeigt sich das Ausmaß dieses Verhaltens sehr ausgeprägt. Manche Ameisen brechen alles ab, egal ob sie bei der Nahrungsaufnahme sind oder etc. es wird einfach alles liegen gelassen und ab ins Nest mit ihnen. Eine nach der Anderen donnert dann Richtung Nest. Die Anderen machen seelenruhig weiter.

Nun, gibt es wirklich Arbeiterinnen die lichtempfindlicher sind, als die Anderen? Über eine bessere, eine Lichtintensivere Warnehmung verfügen?

Nach einiger Zeit der Haltung bin ich zu folgendem Entschluss gekommen, oder habe folgende Theorie aufgestellt:

Natürlich gibt es das nicht. Es gibt aber Arbeiterinnen die das Nest einfach stetig verlassen müssen. Eine gewisse Prozentzahl von der Gesamtheit der Arbeiterinnen, muss halt unter Einfluss bestimmter Reize (Nahrungsaufnahme etc.) das Nest auch mal tagsüber verlassen.

Diese Ameisen sind wohl jene, welche nicht so stark oder gar nicht auf Licht reagieren. Als würde ein Lerneffekt stattfinden, unwillkürlich.

Wie ich zu der Annhame komme?

Mir ist folgendes aufgefallen:

Nachts sind nicht nur Minorarbeiterinnen außerhalb des Nestes, im Gegensatz zu tagsüber, sondern auch Mediaarbeiterinnen. Sobald ich das Licht einschalte geht es los. Das große Rennen Richtung Nest. Wenn man nur den Nesteingang beobachtet, was wirklich ganz lustig ausschaut, sieht man wie eine Mediaarbeiterin nach der Anderen in das Nest huscht. Der Eingang ist relativ schmal, somit kommt immer nur eine Arbeiterin durch. Es flitzen ca. 20 Mediarbeiterinnen.

Aber wieder zum Wesentlichen:

Die Mediaarbeiterinnen sind ausschließlich nachts draussen, ab und zu auch mal bei Dämmerung, tagsüber jedoch gar nicht. Bei steigender Individuenzahl wird sich das wohl ändern. Arbeiterinnen, die dann letztlich nicht nur nachts, sondern auch tagsüber den Außendienst verrichten müssen, scheinen sich wohl an das Licht zu gewöhnen/ gewöhnt zu haben.

Evtl. ist es nicht einmal primär das Licht, um das es geht, evtl. wird Licht automatisch mit Wärme/ Hitze in Verbindung gebracht was die die Arbeiterinnen den Reiz verspühren lässt zügig das Nest auf zu suchen. In diesem Sinne ist das Licht nur der Indikator für den Reiz. In Afrika kann sich der Boden enorm aufheizen, gerade in Steppenähnlichen Gebieten.

Wie dem auch sei Streaker87, Du hast auf dem Nest eine externe Wärmequelle scheinen. Dies gewöhnt evtl. viele Ameisen an das Licht, da sie dort gute Bedingungen vorfinden. Evtl. erhöht auch dieses die Außenaktivität Deiner Kolonie des Tages?!

Wer sich die Minorarbeiterinnen von Camponotus fellah mal anschaut bemerkt wie graziel diese Art, trotz ihrer Größe ist. Der Thorax ist sehr schmal, die Beine relativ lang. Diese Kaste bietet der Hitze nicht so viel Angriffsfläche. Vergleiche ich diese Arbeiterinnen mit der von Camponotus ligniperdus, sieht man schnell die Unterschiede. Camponotus ligniperdus beispielsweise ist wesentlich gedrungener.

Viele Theorien, aber bei einer bin ich mir sicher. Der Theorie mit der Lichtempfindlichkeit scheint mir doch sehr plausibel.

Jetzt habe ich aber noch eine Frage Streaker87:

Welche Maße hat Dein Nest?

LG Imago



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NIPIAN
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#98 AW: Diskussion zum Haltungsbericht - Camponotus fellah

Beitrag von NIPIAN » 7. Februar 2012, 10:47

Hoi,


die Hypothese der Lichtempfindlichkeit lässt sich mittels Farbmarkierung nachweisen. So viele als möglich, die draußen herumrennen, farblich markieren und das Verhalten unter den von dir geschilderten Umständen beobachten. Weiterhin lässt sich daraus in etwa ableiten, wieviele im Beobachtungszeitraum tatsächlich draußen herumrennen und wieviele beständig im Nest verbleiben.



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#99 AW: Diskussion zum Haltungsbericht - Camponotus fellah

Beitrag von Streaker87 » 11. März 2012, 21:03

NIPIAN hat geschrieben:Hoi,

die Hypothese der Lichtempfindlichkeit lässt sich mittels Farbmarkierung nachweisen. [...]
Ich bin gerade dabei das auszuprobieren. Ist gar nicht so einfach. An toten Arbeiterinnen hat es auf Anhieb geklappt, aber die halten auch still. Meine erste Markierung war perfekt, bei der zweiten habe ich den Kopf getroffen, weil ich sie nicht richtig fixiert hatte, und damit einen Fühler und ein Bein versaut. Ich hoffe, dass die Arbeiterin trotzdem damit zurecht kommt.

Zur Zeit wird die zweite Arbeiterin wieder ausgiebig geputzt - natürlich bringt es nichts. Bei der ersten konnte ich schon ohne Probleme eine Trophallaxis beobachten. Es hängt wohl von der Schwester ab, ob die Bemalung gut oder schlecht ankommt.

Ich muss mir erst noch überlegen, was ich mit der Markierung überhaupt bezwecken will. Die ersten zwei waren nur zum testen, ob es theoretisch möglich ist, und ob ich das überhaupt hinbekomme, mit dem was mir hier zur Verfügung steht.

Ich will jetzt gar nicht alles vorweg nehmen, ein ausgiebiger Text samt Bilder und Video sowie ein Update folgen.




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#100 AW: Diskussion zum Haltungsbericht - Camponotus fellah

Beitrag von Streaker87 » 24. März 2012, 11:18

Habe eben das Internet nach Informationen durchforstet. Ob da eine neue Bettlektüre dabei ist? Da habe ich noch einiges vor mir :D

Unglaublich wie viele Publikationen es zu Camponotus fellah gibt. Da habe ich mir ja genau die richtige Art ausgesucht. Wenn die Prüfungen vorbei sind, werde ich mal einige interessante Paper näher vorstellen.

- Individual olfactory learning in Camponotus ants (2005)
- Social isolation of mature workers affects nestmate recognition in the ant Camponotus fellah (2001)
- Odour convergence and tolerance between nestmates through trophallaxis and grooming in the ant Camponotus fellah (Dalla Torre) (2004)
- Immune response affects ant trophallactic behaviour (2008)
- Influence of social isolation in the ant Camponotus fellah (Hymenoptera: Formicidae) (1997)
- Nest volatiles as modulators of nestmate recognition in the ant Camponotus fellah (2007)
- In-nest environment modulates nestmate recognition in the ant Camponotus fellah (2004)
- Alteration of cuticular hydrocarbon composition affects heterospecific nestmate recognition in the carpenter ant Camponotus fellah (2010)
- Blochmannia endosymbionts improve colony growth and immune defence in the ant Camponotus fellah (2009)
- Blochmannia endosymbionts and their host, the ant Camponotus fellah: Cuticular hydrocarbons and melanization (2011)
- Effect of Octopamine Adminstration on the Behavior of the Ant Camponotus fellah (2003)
- Comparative dynamics of gestalt odour formation in two ant species Camponotus fellah and Aphaenogaster senilis (Hymenoptera: Formicidae) (2001)
- Camponotus fellah colony integration: worker individuality necessitates frequent hydrocarbon exchanges (2000)
- A Camponotus fellah queen sets a record for Israeli ant longevity (2009)
- OCTOPAMINE REVERSES THE ISOLATION-INDUCED INCREASE IN TROPHALLAXIS IN THE CARPENTER ANT CAMPONOTUS FELLAH (2000)
- Colony insularity through queen control on worker social motivation in ants (2003)
- Differential conditioning and long-term olfactory memory in individual Camponotus fellah ants (2009)
- Calcium imaging in the ant Camponotus fellah reveals a conserved odour-similarity space in insects and mammals (2010)
- The Ants of Africa - Genus Camponotus subgenus Tanaemyrmex (-)
- Beißverhalten und Narbenbildungen bei Camponotus fellah Larven (2011)




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#101 AW: Diskussion zum Haltungsbericht - Camponotus fellah

Beitrag von Streaker87 » 18. April 2012, 00:59

Darf ich vorstellen? Nummer 2, 4 und 7 :D Nummer 5 scheint etwas schüchtern zu sein :braver:

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#102 AW: Diskussion zum Haltungsbericht - Camponotus fellah

Beitrag von Imago » 18. April 2012, 10:49

Hi Streaker87!

Interessant!

Ich habe meiner Kolonie auch schon mal ca. 30 Bruteinheiten entnommen. Auf eine Simple Art und Weise. Ich habe einfach des Nachts ein Reagenzglas erwärmt und ihr Nest nicht mehr, nach zwei Tagen lag die Brut darin, größtenteils Puppen.

Wie hast Du das gemacht?

Ich würde gerne mal vergleichen mit Deiner Kolonie:

Konntest Du eine etwaige Nachtaktivität feststellen?
Ist Deine Kolonie mittlerweile auch extrem aggressiv?
Hat sich die Unterkaste Minorarbeiterinnenn bei Deine Kolonie auch geändert, sprich die Arbeiterinnen sind voluminöser geworden?
Bildet Deine Kolonie auch im Verhältnis zu den anderen Unterkasten, auffällig viele Majorarbeiterinnen aus?

LG Imago



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#103 AW: Diskussion zum Haltungsbericht - Camponotus fellah

Beitrag von Streaker87 » 18. April 2012, 13:13

Hi Imago!

Auf Bild 4 sieht man die "Sonnenbank". In diese 31 x 7 und nur 1 cm flachen Kammer wird der Großteil der Brut gelagert, solange die 20 W Lampe auf das Nest scheint. Eier leider auch, aber falls wieder größere Verluste auftreten sollten kann ich sie verkraften. Larven sind dagegen im ganzen Nest verteilt.

Ich habe die Plexiglasscheibe mit einem Taschenmesser gelöst und kann sie nun komplett abnehmen. Ich hebe sie also an einer Seite vorsichtig an und entnehme was ich gerade brauche.

Nachtaktivität

Meinst Du nicht Tagaktivität? Bei mir sind immer gleich viele Ameisen draußen. Der einzige Unterschied zur Nacht ist, dass sich die Ameisen nicht mehr auf dem Nest sonnen, sondern in der Arena verteilt aufhalten und die Scheibe erklimmen. Das sind aber maximal 20-30, wirklich wenig, wenn man es sieht und mit der Koloniegröße vergleicht, bzw. mit der Außenaktivität von bis zu 200 Arbeiterinnen.

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Ist 23:19 Uhr schon Nacht? Das Nest wird, wie man sieht, nicht mehr so stark belagert. Dafür die Scheiben. Um 4 oder 6 Uhr sieht es nicht anders aus.

Aggressivität

Ich habe erst Gestern hier (Klick) ein Video einer Major-Arbeiterin gepostet. Sie stammt allerdings aus dem Nest. Keine Anzeichen einer Aggression. Sie war kurz vor dem Aufnehmen leicht "nervös" und hätte mich wohl auch gebissen, aber als sie auf dem Finger saß war sie wieder ruhig. Sie ist wohl eher für die Speisekammer als für die Waffenkammer zuständig.

Am aggressivsten sind immer noch die Minor-Arbeiterinnen, aber das waren die schon seit der Gründungsphase.

Polymorphismus

Es werden auch nach wie vor kleinere Minore aufgezogen. Ohne diese geht es wohl nicht. Ähnlich wie bei den Blattschneidern, jeder hat seine Aufgaben. Deswegen kann ich nicht sagen, ob grundsätzlich alle Minore nun voluminöser geworden sind. Dafür ist es zu unübersichtlich. Natürliche befinden sich auch kleinere Media und andere Zwischenstufen in der Kolonie.

So viele dicke Larven, wie sich zur Zeit im Nest befinden, habe ich noch nicht gesehen. Ich füttere nun extra etwas mehr, damit die auch ja noch dicker werden ;) Bin mal gespannt, was sich nach einem Monat aus ihnen entwickelt. Deswegen markiere ich auch die Puppen.




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#104 AW: Diskussion zum Haltungsbericht - Camponotus fellah

Beitrag von Imago » 18. April 2012, 13:49

Hi Streaker87!

Vielen Dank für die ausführlichen Antworten.

Die Sonnenbank verschaft Dir eine gute Kontrolle!

Theorie:

Ich erwärme bei mir genau die Hälfte des Nestes. Auffällig ist, das tagsüber fast alle Ameisen gestapelt und gedrängt auf der Seite des Nestes sind, an der die Heizmatte angebracht ist. Hier geht es wohl auch vorrangig um die Versorgung der Brut. Nachts wird diese Auch an den angrenzenden Kammern gelagert, somit ist wohl eine Nachtabsenke der Temperaturen für die Brut positiv.

Tagsüber ist evtl. ein Sechstel der Aktivität gegenüber der Nacht zu beobachten. Ich denke die Arbeiterinnen Deiner Kolonie sind nur außerhalb des Nestes tagsüber, da sie die Wärmequelle für die Brut nutzen wollen/müssen. Des Nachts erklimmen einige Arbeiterinnen die Scheiben, da sie evtl. mehr Proteine generieren wollen, also ihr Terrain ausweiten wollen.

Ich habe nicht eine Ameisen bei mir an den Scheiben, es wird nichteinmal probiert diese zu erklimmen, ich muss aber auch dazu schreiben das ich alle zwei bis drei Tage, acht ausgewachsene Steppengrillen verfüttere und ca. zwei Esslöffel Honig. Befindet sich eine Ameisen an den Scheiben, ist es gewiss ein Todeskandidat.

Ich denke Deine Kolonie ist ebenfalls vorrangig nacht- bzw. dämmerungsaktiv. Das Auschweifen der einzelnen Arbeiterinnen an den Scheiben deutet meiner Meinung stark darauf hin, das sie diese Zeit, wie bei mir auch nutzen um zu furagieren, Nahrung zu erschließen und ihr Terrain zu erweitern.

Auch das Klima, die Mittagssonne in den Steppen Afrikas deutet darauf hin, auch wenn das Verbreitungsgebiet dieser Art sehr groß ist.

Worauf ich hinaus will:

Ich bin fest davon überzeugt, dass unsere unterschiedlichen Beobachtungen zu dieser Art, schlicht und ergreifend daran liegen, dass wir die Haltung dieser Tiere anders gestalten.

Zu der Aggressivität:

Meine Kolonie greift alles an was nicht ganz geheuer ist. Das Becken ist kaum noch sicher. Es wird im trockenen Sand gegraben wie die Arbeiterinnen der Gattung Cataglyphis. Und das höchst effektiv, mehrere Esslöffel Sand werden in der Nacht bewegt. Nistmöglichkeiten sind genügend vorhanden.

LG Imago



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