Hallo zusammen,
erstmal eins vorab. Ich habe im letzten Bericht (#501) immer von
Larven geschrieben. Was ich damit meinte, sind natürlich
Puppen Larven habe ich tatsächlich gar keine gesehen.
Bevor ich die Bilder von der Rodung zeige, erzähle ich die Geschichte aber estmal zu Ende. Der dramatische Teil ist aber schon vorbei...
Also, am Sonntag abend hatte die Evakuierung schon begonnen. Gegen zwei Uhr waren die allermeisten Nicos verschwunden, einige waren noch auf Erkundung und es gab ein paar Ansammlungen von Ameisen an verschiedenen Punkten. Die Situation hatte sich schon entspannt.
Am nächsten Morgen hatten fast alle das Becken verlassen. In der Mittagspause (Homeoffice ist cool) habe ich die letzten ca. 50 Meisen wegpinzettiert. Damit war ich eigentlich fertig. Das Becken war jetzt entnicofiziert, zumindest fast, wie ich jetzt weiß. Zwei oder drei sind wahrscheinlich immer noch drin.
In ihrem Korknest kann ich jetzt mal wieder ein bisschen
Brut beobachten. Auch schön. Davon bekommt ihr die Tage bessere Bilder. Dafür brauche ich nämlich besseres Licht.
Aber jetzt zur Dschungel-Rodung. ..
So sah er zuletzt aus, bevor ich Hand angelegt habe.
Und dann ging es los.
Die Pflanzen, die ich mit Wurzeln retten konnte, kamen in eine Plastikbox. Da sollten sie eigentlich nur ein paar Stunden oder maximal einen Tag drin bleiben. Es sind dann doch mehr als zwei Tage geworden. Mit dieser Pflanze habe ich angefangen. Alleine sie von den Ranken zu entwirren hat mehrere Minuten gedauert. Dann war sie raus.
Sie hat gar kein großes Loch hinterlassen.
Keine Angst jetzt kommt nicht jede Pflanze einzeln dran... Ich habe mich dann von links nach rechts durchgearbeitet. 20 Minuten später sah es so aus.
Die dritte Box ist für Biomüll und die letzte ist das Übergangs-Asselarium geworden. Danach sah die Ecke so aus.
Die Erde war übrigens überall sehr locker - Danke Regenwürmer! - und gleichmäßig feucht, aber weit entfernt von nass. Eher ein bisschen zu trocken. Ein bisschen später war dann das zweite Drittel geschafft.
Moment, an der Stelle hatte ich doch die Ãœberreste der Maus beerdigt. Ich gebe zu, dass ich da besonders vorsichtig gegraben habe. Ich wollte nicht in etwas Ekliges greifen.
Aber da war absolut gar nichts. Ich habe großräumig bis aufs Grundgestein gegraben.
Nichts! Auch im weiteren Verlauf habe ich nichts mehr von der Maus gefunden. Kein Fell, keine Knochen, keinen Kopf und nicht mal die Zähne. Meine Bodencrew war echt überragend. Zum Glück konnte ich sie in das neue Becken übertragen, damit sie dort weiter ihre Arbeit machen. Ich habe Dutzende Würmer gesehen und auch so einiges, das ich nicht identifizieren konnte. Und die Asseln haben mich wie angekündigt überrascht. Allerdings weil sie doch nicht so viele waren, wie ich dachte. Sie haben sich zwar gut vermehrt, aber unter den Blättern waren dann doch nicht soo viele, zumindest von den großen. Die kleinen waren unzählbar.
- Fast alle weißen Punkte sind Asseln.
In der letzten Ecke des Dschungels konnte ich dann das Stengelgewirr bewundern.
In meinem Wohnzimmer sah es mittlerweile so aus.
Und da war ja noch das Treibholz.
In dem Hohlraum darunter waren viele Schnecken und Asseln.
Die sind auch mitsamt Holz in das neue Becken umgezogen.
Und dann war der erste Schritt abgeschlossen.
- die schlechten ins Kröpfchen
- Die guten ins Töpfchen...
- Asselarium
- Das war endgültig.
Bis dahin ist mir übrigens keine einzige Ameise begegnet. Ich dachte wirklich, ich hätte sie in den letzten Tagen alle umgesiedelt. Aber wie ihr bereits wisst, lag ich damit ziemlich falsch. Und das sollte ich bald merken.
Schritt zwei hat dann auch nicht sonderlich lange gedauert.
Jetzt konnte es losgehen und ich würde endlich erfahren, wie und ob sie das Ytongnest genutzt haben. Also habe ich den ersten Deckel entfernt.
Ab dem Punkt kennt ihr die Geschichte wieder.
Plötzlich liefen mir ganz aufgeregte Ameisen entgegen. Und nicht nur ein paar wenige, sondern Dutzende. Sie saßen im Nest und am Deckel, den ich in der Hand hatte und haben mich dann auch direkt attackiert. Insgesamt wurde ich beim Nestöffnen bestimmt zwanzigmal gebissen. Zu recht! Aber eigentlich ist es immer das selbe. Die kleinen versuchen es und merken dann, dass sie nicht durch die Haut kommen. Bei den anderen erschrickt man sich kurz über den Schmerz und denkt sich dann: "Von mir aus kannst du den ganzen Tag an meinem Finger hängen. Stört mich nicht." Auf einer Schmerskala von 1 - 10 liegt der Schmerz bei ca. 0,5. Mit einer Ausnahme. Und das ist, wenn die Majore zubeißen. Die können das richtig gut. Und eine von ihnen hat mir gezeigt, wie gut sie das kann. Der Schmerz war zwar auch mehr als erträglich, aber dazu kommt immer der Überraschungsmoment. Auf jeden Fall hat sie mich direkt in die Fingerspitze gebissen und, wie ich ein paar Minuten später bemerkt habe, eine Miniwunde hinterlassen. Die Haut war fast durch. Das hatte ich verdient. Zum Glück habe ich mich damals nicht für Feuerameisen entschieden
Die Fotos vom Nestöffnen sind also immer erst ein paar Minuten später entstanden, ich habe leider auch nur zwei Hände. Wenn ich ein Teil hochgehoben habe, musste ich immer erstmal die Ameisen runterpinseln. In der Zwischenzeit haben die übrigen natürlich schon mit der Evakuierung begonnen.
Nach dem Öffnen der nächsten Deckelplatte kam dann auch noch
Brut zum Vorschein. Ãœberall, wo sich Ameisen sammeln, ist auch
Brut. Die
Puppen (!) kann man gut sehen.
Allein in dieser kleinen Kammer sind mindestens vier kleine Bruthaufen und ca. 70 Nicos. Ich hatte genau an der Stelle angefangen, wo sie saßen. Wie ich später herausfinden sollte, waren die übrigen Kammern und Ebenen wohl die meiste Zeit ungenutzt. Dann war die nächste Schicht dran.
Die Ameisen und die
Brut, die man hier sieht, dürften wohl die selben sein, die vorher eine Ebene höher waren. Was ich aber auch schon sehen konnte, war, dass sie in allen Kammern aktiv waren. Überall war mehr oder weniger Erde, fast in jeder Bodenpore.
Ich hatte mittlerweile ein richtig schlechtes Gewissen und machte mir Vorwürfe, dass ich alles kaputt gemacht habe. Aber warum haben sich die Nicos so sehr zurückgezogen? Sie haben sich ewig nicht blicken lassen. Nicht eine einzige Ameise hat sich umgeschaut, als ich alles verwüstet habe. Dann rief passenderweise ein Freund an und ich konnte direkt alles loswerden. Da es jetzt sowieso zu spät für ein Zurück war, habe ich noch ein bisschen weiter gemacht und alle Deckelplatten abgenommen.
Im mittleren Bereich habe ich dann die ersten Kammern gesehen, die komplett mit Erde befüllt waren. Da kam auch keine Ameise mehr durch. Die waren wirklich kompakt voll gepackt. Unten gab es noch mehr davon und links auch.
Dann habe ich aufgehört und die Nicos erstmal versorgt und wieder ans Nicoversum angeschlossen. Natürlich in der Hoffnung, dass sie wider Erwarten am nächsten Morgen ausgezogen wären. Die Nicos haben sich natürlich erstmal nur eine Ebene weiter nach unten verzogen.
Ein trostloses Bild!
Mir ging es echt mies. Den Tag hatte ich mir ganz anders vorgestellt: Mal eben schnell das Becken ausräumen und dann mit der Neudekoration beginnen. Mit ein bisschen Glück wäre ich abends schon so weit gewesen, dass die Pflanzen wieder ins Becken können.
Aber davon war ich weit entfernt. Und ich hatte viele Fragen, die mir niemand würde beantworten können. Aber ich war auch froh, dass da doch noch Nicos und
Brut waren. Eigentlich ja ein super Zeichen, aber, wie schon gestern geschrieben, ich konnte die Zeichen nicht wirklich deuten. Ich kann es immer noch nicht. Trotz allem bin ich davon überzeugt, dass die
Königin tot ist. Die Anzahl der Ameisen spricht für sich. Und Serafine hat schon die Erklärung für die
Brut geliefert. Sie könnte von einer Arbeiterin stammen. Das Gute an der Situation ist aber, dass ich die
Brut jetzt sehen kann. Wenn auf Dauer alle
Puppen die gleiche Größe haben, spricht das auch für sich: Männchen
Was ich auch und trotz allem mal wieder schön fand, war, dass ich sie mal wieder beim Transportieren von
Brut beobachten konnte. Das sind irgendwie immer meine Lieblingsmomente, wie damals als sie sie in den Steinbruch gebracht haben und dann später von dort nach Hongkong. Ich liebe es, sie dabei zu beobachten.
So, eine Nacht geschlafen, nachgedacht und eigentlich ohne weitere Optionen auch weter gemacht. Ich musste das komplette Nest öffnen und habe es getan. Es gab kein zurück mehr.
Es ging dann eigentlich wie am Vortag weiter. Ich habe Stein für Stein entfernt und musste jedes Mal die selben aufgeregten Ameisen los werden. Zwischendurch habe ich ihnen aber auch immer wieder Zeit gegeben, ihre
Brut in Sicherheit zu bringen. Zu sehr stressen wollte ich sie auch nicht. Insgesamt ist die Aktion ohne Verluste durchgeführt worden. Ich habe wohl keine Ameise (aus Versehen) getötet, die
Brut konnte gerettet werden und die letzte Vermisste habe ich heute Abend auf dem Balkon wiedergefunden und selbstverständlich zurück zu ihren Schwestern gebracht.
Dann war Ebene zwei weg.
Schon krass, wie unterschiedlich die Kammern aussehen. Von sauber über leicht mit Erde bedeckt bis hin zu voll mit Erde gestopft und unpassierbar.
Dann habe ich den vorderen Teil komplett geöffnet.
Sie konnten sich nur noch nach hinten zurückziehen. Und das haben sie natürlich getan.
- Da sitzen sie mal wieder.
Der Anblick dessen, was mal der Dschungel war, wurde immer schlimmer. Weiter gehts...
Schön sind auch die Muster unter den Deckelplatten.
Ich könnte alles wieder wie vorher zusammensetzen. Man sieht auf dem vorletzten Bild auch gut die empfindlichen Wurzeln der Ranke an der Rückwand. Ich glaube, ich konnte die Pflanze retten. Das war mir echt wirklich. In ein paar Tagen oder Wochen weiß ich es genau.
Dann war alles offen und die Nicos hatten keinen Rückzugsort mehr.
Ich habe sie dann in Ruhe gelassen und gehofft, dass sie bald umziehen.
Montag. Morgens sah es schon gut aus. Es waren nur noch wenige Nicos und keine
Brut mehr da. In der Mittagspause habe ich dann die letzten wegpinzettiert. Und dann das.
Ist das etwa die
Königin? Aber ein genauerer Blick hat dann Flügelreste gezeigt. Die hatte meine
Königin defintiv nicht mehr. Also doch nur eine Prinzessin mit zerfetzten Flügeln. Abends habe ich dann mit den Abrissarbeiten begonnen. Jetzt kamen auch die letzten Steine raus. Dass darunter noch eine Schicht Lehm war, hatte ich total vergessen. Manche Wurzeln waren bis dahin vorgedrungen. Die dunklen Muster stammen von Regenwürmern, von denen ich auch einige Exemplare da unten gefunden habe. Das Dunkle ist Erde, die sie (in sich) mit runter gebracht haben. Das waren Generationen von Würmern. Ganz große habe ich aber nicht mehr gesehen.
Die Rankewurzeln auf der linken Seite hätte ich besser auch in Wasser gestellt. Auf der Seite wirkt es jetzt leider schon ein wenig welk.
Und dann war es geschafft.
Das Nicoversum ist wieder kleiner geworden. Aber bis auf ein paar Steine und Pflanzen wurde alles wiederverwendet.
Das sind die Reste.
So Leute, jetzt muss auch ich mal ins Bett.
Grüße vom Pinco
PS: Wie es mit dem Becken weiter geht, erfahrt ihr demnächst in meinem neuen Haltungsbericht mit Odontomachus troglodytes. So, nun ist es raus
Und wie schon angedeutet, habe ich das Becken heute Abend fertig gestellt. Ich bin mehr als zufrieden damit
Hoffentlich sind es die neuen kleinen Krabbler auch. Hier kommt schon mal ein kleiner Spoiler